Der Prozess hat am Dienstag begonnen
Zu Prozessauftakt am Dienstag vergangener Woche sagte der Angeklagte, er sei seit 2017 wegen des angenehmeren Klimas immer in den Wintermonaten auf Teneriffa gewesen. Er nahm Medikamente gegen Schmerzen und Depressionen, darunter Morphium. „Bei einer Operation wurden Fehler gemacht“ – deshalb wurde er wegen einer Schwerbehinderung zum Frührentner erklärt.
Der Angeklagte versicherte, dass es in der Ehe nie Gewalt gegeben habe, auch nicht im Jahr der Trennung. In der Höhle war jedoch alles anders: Seine Frau verletzte sich am Kopf, blutete stark und verlor dann die Nerven, weil er wegen fehlendem Handynetz keine Hilfe rufen konnte. „Sie hat geschrien, ich würde sie verbluten lassen (…) und dann hat sie angefangen, sich selbst zu schlagen.“ Er fiel um. „Ich lag am Boden, plötzlich war alles sehr seltsam, ich hatte ein Zischen und Pfeifen in den Ohren.“
Plötzlich wurden viele Steine auf ihn geworfen. „Ich war total in Panik, ich hatte solche Todesangst, dass ich die Steine gepackt und zurückgeworfen habe.“ Dann suchte er seinen jüngeren Sohn. Als er in die Höhle zurückkehrte, fand er die blutigen Körper der Frau und des älteren Sohnes (10) in der Höhle. Seine Frau lebte noch, stand kurz auf und brach schließlich zusammen.
Die Verteidigung argumentierte, der Angeklagte sei nicht bei Verstand. Die Frau wollte die Scheidung. „Er ist ein sehr gequälter Mensch, der viel gelitten hat“, sagte sein spanischer Anwalt Alberto Suárez Bruno kurz vor dem Prozess der Deutschen Presse-Agentur. „Es war ein Drama, aber er ist auch ein Opfer.“
Nur ein Augenzeuge
Einziger Augenzeuge der Tat war der damals siebenjährige Sohn. Statt zum Familienauto zu flüchten, nahm er einen anderen Weg und irrte stundenlang durch die Gegend, bis er zwei Jugendlichen begegnete, die ihn zu einer deutschsprachigen Holländerin brachten. Sie kümmerte sich um das geschockte und weinende Kind und alarmierte die Polizei. Der Junge, der seitdem wieder in Deutschland lebt, wurde von Psychologen auf Teneriffa befragt und belastete seinen Vater schwer. Die Leichen wurden später in der Höhle gefunden. Sie waren so entstellt, dass sie nur durch DNA-Tests identifiziert werden konnten.
Am Abend der Tat nahmen Beamte den Frührentner, der getrennt von seiner Frau auf Teneriffa lebte, in seiner Wohnung in Adeje fest, gut zehn Kilometer vom Tatort entfernt. Laut Staatsanwaltschaft hat er nach der Tat die blutbefleckten Kleidungsstücke, die in einer Plastiktüte in einem Müllcontainer in der Nähe seines Hauses gefunden wurden, gewaschen, umgezogen und entsorgt.
Neben der Haftstrafe forderte die Staatsanwaltschaft von dem Deutschen auch 300.000 Euro an den überlebenden Sohn und 200.000 Euro an die Eltern der getöteten Frau. Zudem soll ein Kontaktverbot zum Sohn für zehn Jahre nach Verbüßung der Strafe ausgesprochen und dem Vater das Sorgerecht entzogen werden.
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