Bremen (dpa) – Die Bremer CDU-Bundestagsfraktion hat mit Unverständnis auf jüngste Äußerungen der neuen Luft- und Raumfahrtkoordinatorin der Bundesregierung, Anna Christmann (Grüne), zu einem geplanten Weltraumbahnhof in der Nordsee reagiert. „Die Äußerungen von Frau Christmann sind an Ignoranz kaum zu überbieten“, protestierte CDU-Fraktionsvorsitzende Christine Schnittker. Sie sprach von einer „grünen Ideologie“, die die deutsche Raumfahrtindustrie gefährde.
Grund für solch klare Worte waren Äußerungen von Christmann, der Anfang der Woche in der „Augsburger Allgemeinen“ die Pläne für einen deutschen Weltraumbahnhof für Miniraketen in Frage stellte und damit vom Kurs der Vorgängerregierung abwich. „Aus meiner Sicht ist es nicht wichtig, dass die Startplätze in Deutschland liegen, es könnte auch ein anderes europäisches Land sein“, sagte sie der Zeitung. „Hier gibt es Standorte wie Schweden und Norwegen, die attraktiv sind.“ Sie führte auch Umweltbedenken für das Projekt in der Nordsee an.
Zu den Plänen betonte Schnittker, dass es sich um eine mobile Startrampe handeln solle, die nicht fest im Meeresboden verankert sei und viel weniger Infrastruktur und Logistik vor Ort benötige, weil sie beispielsweise aus Bremerhaven versorgt werde. Vor allem der frühere Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sah die Pläne positiv.
Das Projekt wird maßgeblich von der „German Offshore Spaceport Alliance“ (GOSA) als Betreiberkonsortium vorangetrieben, dem unter anderem das Raumfahrt- und Technologieunternehmen OHB angehört. Das Ziel ist ehrgeizig: 2023 soll der erste Start eines Microlaunchers – einer Minirakete – von der Nordsee aus erfolgen. Diese „Microlauncher“ sollen winzige Satelliten ins All schießen.
Zunächst muss jedoch eine Machbarkeitsstudie abgewartet werden, die die rechtlichen und regulatorischen Fragen einer Trägerplattform klären soll. Christmann hatte betont: „Die Nordsee ist eine Option, die im Raum steht, aber auch Probleme hinsichtlich Umweltverträglichkeit und Praktikabilität mit sich bringt.“
Dennoch werden die Aussagen des neuen Koordinators bei GOSA nicht so negativ interpretiert. Man sei sich einig, die Infrastruktur von Startplätzen europäisch zu denken, sagte die Sprecherin des Bündnisses, Sabine von der Recke. Es gibt nicht genügend Startplätze in Europa.
Die offenen Fragen zum geplanten mobilen Startplatz in der Nordsee sind Gegenstand der Machbarkeitsstudie. Diese soll indirekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mitfinanziert werden. Der Antrag ist gestellt. Nach der Förderentscheidung soll das Studium unverzüglich beginnen und möglichst noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.
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