Raumfahrt distanziert sich: DLR stoppt Zusammenarbeit mit Russland – Wissen

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Raumfahrt distanziert sich: DLR stoppt Zusammenarbeit mit Russland – Wissen

Nachdem in den vergangenen Tagen Forschungsorganisationen wie die Max-Planck-Gesellschaft und mehrere Universitäten ihre Zusammenarbeit mit russischen Einrichtungen eingestellt haben, reagiert nun das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das erfuhr der Tagesspiegel am Mittwochabend.

Der Vorstand des DLR fasste einstimmig folgende Beschlüsse: „1. Es wird keine neuen Projekte oder Initiativen mit Institutionen in Russland geben. 2. Die Zusammenarbeit mit russischen Institutionen in laufenden oder geplanten Projekten wird eingestellt. 3. Das DLR tritt bei Bedarf in die notwendige Abstimmung mit anderen nationalen und internationalen Partnern.“ Das geht aus einem Papier hervor, das am Donnerstag erscheinen soll und dem Tagesspiegel vorliegt.

Die Beendigung der Zusammenarbeit musste zunächst mit anderen Partnern abgestimmt werden

Konkret betrifft dies unter anderem das Röntgenteleskop „eRosita“, das auf einer deutsch-russischen Plattform im All betrieben und am Wochenende in den Ruhemodus versetzt wurde. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Agil“, in dem es um schnellere Flugzeugentwicklung durch Digitalisierung geht. Hier arbeiteten nach Angaben des DLR 19 Partner aus neun Ländern aus Industrie, Forschung und Wissenschaft zusammen.

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Diese Breite ist einer der Gründe, warum das Forschungszentrum so ist spät eine klare Botschaft gefunden, erklärt DLR-Sprecher Andreas Schütz. Innerhalb des Zentrums, das 55 Einrichtungen umfasst, musste zunächst ermittelt werden, an welchen Projekten tatsächlich eine russische Beteiligung stattfindet. Wie bei „Agile“ war es oft notwendig, den Stopp mit anderen Partnern abzustimmen.

Die Entscheidung unterscheidet sich von den Positionen des DLR in früheren Konflikten, etwa bei der Annexion der Krim. Vielfach wurde auf die verbindende Rolle der Wissenschaft verwiesen, man wolle „Gesprächskanäle offen halten“. Der „Angriffskrieg gegen die Ukraine“, wie es der Vorstand des Zentrums eindeutig nennt – deutlicher als die europäische Raumfahrtagentur Esa – hat offenbar seine Position geändert. „Gewalt darf kein Mittel sein, um irgendwelche Ziele zu erreichen“, heißt es darin. „Wir sind daher sehr besorgt über die Entwicklung in der Ukraine und verurteilen die Kriegshandlungen Russlands.“

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Suche nach neuen Aufgaben für Mitarbeiter der gestoppten Projekte

Wann die Zusammenarbeit wieder aufgenommen wird, ist derzeit nicht absehbar. Innerhalb des DLR wird es voraussichtlich einige Veränderungen geben. Die Mitarbeiter des Berliner Instituts für Planetenforschung zum Beispiel, die bisher den „ExoMars“ vorbereitet haben, müssen sich neue Aufgaben suchen. Denn die von der Esa und der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos geleitete robotische Mars-Mission wird kaum wie geplant im September starten. Und ob im nächsten Startfenster 2024 eine realistische Chance besteht, bleibt abzuwarten.