Viele genossen die ausgelassene Stimmung auf dem Oktoberfest im vergangenen Jahr zwischen den langen Lockdowns. Doch die rauschende Party wurde einem Wilhelmsburger (20) zum Verhängnis. Ein 18-Jähriger aus der Region Mank soll den Mann kurz nach vier Uhr morgens mit einem Taschenmesser erstochen haben. Nun muss sich der Angeklagte vor dem Richter verantworten.
Nach Aussagen des Opfers und mehrerer Zeugen kam es im Eingangsbereich zu kurzen Auseinandersetzungen, bis der vorbestrafte 18-Jährige ein Klappmesser nahm und es dem Wilhelmsburger in den Unterbauch rammte. Er brach blutüberströmt zusammen und musste sich später einer Notoperation unterziehen. „Ich hätte nie gedacht, dass sie mir weh tun würde, es ging alles so schnell. Seitdem werde ich von Albträumen geplagt und hatte wochenlang Schmerzen“, sagt die 20-Jährige, die den Angeklagten im Rettungswagen identifizieren konnte mit Hilfe der Polizei. Dieser fand die 18-jährige Arbeitslose in der Nähe des Bahnübergangs und auch das Messer in ihrem BH.
Das Opfer verlor zwei Liter Blut und schwebte in Lebensgefahr
Der 20-Jährige erlitt Experten zufolge eine neun Zentimeter tiefe lebensgefährliche Verletzung und verlor mehr als zwei Liter Blut, weil die Bauchdecke durchtrennt war und bereits Gewebe aus der Bauchhöhle hervortrat.
Die 18-Jährige beteuert gegenüber dem Richter, sie könne sich an nichts erinnern, weil sie vor der Party Kokain, Crystal Meth und viel Alkohol konsumiert habe. Mit 15 Jahren sei sie den falschen Weg gegangen, erzählt der Angeklagte, der noch nie gearbeitet hat. Das Gutachten eines weiteren Sachverständigen bestätigt, dass sie zum Tatzeitpunkt durch das Drogengemisch massiv berauscht und daher nicht bei Verstand war. Die Anklage lautet daher nicht auf versuchten Mord, sondern auf Körperverletzung im Zustand völliger Trunkenheit mit deutlich geringerem Strafmaß. Der Richter verurteilte sie zu zwei Jahren Haft, Drogenentzug in einer Anstalt und 5.700 Euro Schmerzensgeld. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.