Bayreuth (dpa) – Regisseur Valentin Schwarz plant den Bayreuther „Ring des Nibelungen“ in der Manier einer modernen Netflix-Serie.
«Dass der „Ring“ in Bayreuth innerhalb von nur einer Woche komplett aufgeführt wird, gibt uns die Möglichkeit, ein Familienepos im Format einer vierteiligen Serie zu zeigen und diese Figuren in ihren Lebensumständen und Unterlassungen im Verlauf zu verfolgen Zeit. Wo kommen Sie her? Wohin gehst du?“, sagte er in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Der „Rheingold“ als Pilotfilm
„Ich möchte eine Geschichte über die Menschen von heute, die Figuren von heute, die Probleme von heute erzählen – und nicht über Götter, Zwerge, Riesen und Drachen.“ „Rheingold“, den ersten Teil der Tetralogie, sieht er als „Pilotfilm, der viele Fragen aufwirft, vieles aneckt und Lust auf das Kommende macht – auch wenn man vielleicht nicht alles auf Anhieb einordnen kann“.
Schwarz war eine große Überraschung, als er bei den Richard-Wagner-Festspielen 2019 als neuer „Ring“-Intendant vorgestellt wurde. Mit der Inszenierung von Mauricio Kagels „Mare Nostrum“ an der Oper Köln machte er Festspielleiterin Katharina Wagner auf sich aufmerksam. 2017 gewann er mit seiner Bühnenbildnerin Andrea Cozzi den Hauptpreis, den Publikumspreis und diverse Sonderpreise beim internationalen Regiewettbewerb «Ring Award» in Graz.
Eigentlich sollte 2020 das Jahr seines großen Durchbruchs in Bayreuth werden. Corona hat den Werken einen Strich durch die Rechnung gemacht – doch dieses Jahr, mit zwei Jahren Verspätung, ist es endlich soweit.
„Die Aufmerksamkeit ist natürlich riesig“, sagte Schwarz der dpa. „Wer sich in Bayreuth engagiert, muss sich auch auf diese ganz besondere Aura einlassen und trotz der ungewöhnlichen Publicity immer daran denken, dass die Arbeit im Mittelpunkt steht.“
Der «Ring» ist nicht zu lang
Und die Einzelschicksale von Wotan, Alberich, Siegfried oder Brünnhilde sollen nun im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. „Es geht nicht um Theateraufführungen, sondern um individuelle Biographien, darum, den Figuren beim Altern zuzusehen“, sagte der Österreicher. „Eine Welt vergeht, eine neue entsteht. Menschliche Schicksale in all ihrer Tragödie, Komödie und mit ihren Träumen, die an der Realität zerschellt sind.» Es gehe „um immer aktuelle menschliche Probleme – um Neid, Verstrickungen, Gier, Lust und Brutalität innerhalb dynastischer Familien und die heikle Frage der Nachfolge“.
Für Schwarz sei es „totaler Humbug zu sagen, dass Wagner zu lang und zu laut ist“, betonte er. «Der «Ring» ist allenfalls zu kurz. Auf jeden Fall wünsche ich mir, dass die Leute aus den Produktionen rauskommen und sagen: Ich freue mich auf die zweite Staffel.“
Die Bayreuther Festspiele beginnen traditionell am 25. Juli – so ist es auch in diesem Jahr geplant. Der Zeitplan soll laut Website im Februar veröffentlicht werden. Wann genau das passieren wird, ist allerdings noch unklar. Wegen der Corona-Pandemie fand das Festival 2020 nicht und 2021 nur mit halber Zuschauerzahl statt. Theater in Bayern dürfen derzeit zu 75 Prozent belegt sein.
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