Vielleicht liegt das Schicksal der russischen Landeswährung irgendwie in ihrem Namen. Als wohlhabende Kaufleute in der Handelsstadt Nowgorod vor einem Jahrtausend nicht mehr mit ganzen Silberbarren bezahlen wollten, sprachen sie von Rubel. Wörtlich übersetzt: das T-Stück. Viele Historiker glauben, dass von großen Silberbarren fortan ein kleines Stück abgeschnitten wurde, um kleinere Summen problemlos bezahlen zu können – der Name der Landeswährung war geboren. In diesen Tagen machen die Worte über den Rubel und den Abschlag aber auch in anderer Hinsicht die Runde: Mit Beginn des Krieges gegen die Ukraine verlor der Rubel deutlich an Wert, allein am Donnerstag verlor er gegenüber dem Dollar rund neun Prozent. Ausgerechnet ein Kursverlust, den Börsenhändler in ihrer Fachsprache „Abschlag“ nennen. Weil westliche Investoren aus Angst vor Sanktionen vor dem Rubel flohen, mussten Russen am Donnerstag teilweise fast 90 Rubel bezahlen, um einen einzigen Dollar zu bekommen. Erst nachdem die Zentralbank Stützungskäufe angekündigt hatte, erholte sich der Rubel leicht. Seit Russlandkrise, Finanzkrise und Krim-Sanktionen sind die Russen an die Kapriolen ihrer Währung gewöhnt. Schließlich sagt ein altes russisches Sprichwort: Lieber hundert Freunde auf der ganzen Welt als hundert Rubel in der Tasche.
25/02/202225/02/2022By M.Schwarzmann