Sonnenblumenöl ist nicht erst seit gestern knapp. Ernteausfälle und unterbrochene Lieferketten während der Corona-Krise spielten eine Rolle und der Ukraine-Krieg hat die Situation nun verschärft. Die Gastronomie ist jedoch auf das Öl angewiesen. Werden Restaurantbesuche jetzt zum Luxus?
Oberndorf – Kein Öl, keine Pommes. Rita Pfau ist mit diesem Gesetz bestens vertraut. In Oberndorf und Umgebung ist er mit seinem Wurst- und Pommes-LKW seit über 35 Jahren eine feste Anlaufstelle für Hungrige. Jeden Freitag ist sie in der Oberstadt auf dem Markt anzutreffen. In Ihrem Auto wird viel Öl verbraucht. Nicht nur beim Braten der Currywürste, sondern auch beim Braten der Pommes. „Ich bekomme das Öl von Großhändlern“, erklärt sie. „Man hört, dass in manchen Fällen rationiert werden muss, aber davon habe ich bisher nichts mitbekommen. Kleine Privatfirmen können ihr Öl noch bekommen. Die Händler wissen, dass ich es brauche Pommes Frites ohne Öl.“
Aber die Preise steigen. Auch davon bleibt sie nicht verschont. „Öl ist nicht nur wegen des Krieges auch vorher teurer geworden.“ Schließlich gibt es nicht nur den Konflikt mit Russland, sondern auch Missernten, verändertes Nachfrageverhalten und steigende Produktionskosten. Die Tatsache, dass Russland ein starker Exporteur ist, verschärft die Situation jedoch. „Durch den Krieg ist es nur noch schlimmer geworden“, sagt Rita Pfau. „Momentan ist der Preis für das Öl noch so moderat, dass ich den Preis für die Chips nicht aufschlagen muss. Aber man muss sehen, wie es läuft.“
Preise und Öffnungszeiten ändern sich
Die Gastronomie ist insgesamt stark von der Ölknappheit betroffen, bestätigt Daniel Ohl, Leiter Kommunikation Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Baden-Württemberg. „Haben Sie schon einmal versucht, etwas ohne Öl zu braten?“ er fordert rhetorisch auf, die Situation der Gastronomen aufzuzeigen. Und das Sonnenblumenöl ist nicht einmal das größte Problem. „Es gibt sehr deutliche Kostensteigerungen in verschiedenen Bereichen, nicht nur beim Öl, sondern auch bei Gas und Energie.“ Die Preisprobleme betreffen längst nicht nur die Gastronomie, sondern viele unterschiedliche Branchen. Allerdings ist die Gastronomie auch eine energieintensive Branche. „Natürlich versucht man so viel wie möglich zu sparen, aber wo man kocht, braucht man Strom.“
Lesen Sie auch: Welche Alternativen gibt es zu Speiseöl?
Die aktuelle Gesamtentwicklung könne nicht ohne Auswirkungen auf die Preise bleiben, betont er. „Aber das kommt nicht unerwartet. Der Ukrainekrieg war nicht zu erwarten, aber andere Entwicklungen zeichnen sich schon lange ab. Der gesetzliche Mindestlohn, der jetzt bei 12 Euro liegt, bedeutet auch höhere Ausgaben für Unternehmen. Und dann wir.“ haben in der Corona-Zeit in Baden-Württemberg mehrere tausend Gastronomie-Mitarbeiter verloren.Die indirekten Auswirkungen des Krieges treffen das Gastgewerbe mit voller Wucht – in einer ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Lage.
„In den Vorjahren konnten wir die Mitarbeiterzahl kontinuierlich steigern. 2010 waren 102.000 Beschäftigte in der Gastronomie im Land, 2019 waren es bereits 137.000. Wir haben also kontinuierlich Arbeitsplätze geschaffen. Es war der Lockdown, der gebremst hat uns nach unten. 2021 haben in Baden-Württemberg nur noch 116.000 Menschen in der Gastronomie gearbeitet. Mittlerweile sind die Zahlen wieder etwas besser, bei gut 120.000“, nennt der Dehoga-Sprecher ein paar Vergleichszahlen. Die Mitarbeitersituation ist eine der größten Herausforderungen.
Vorsichtiger Optimismus
„Der Personalmangel wirkt sich auch auf die Öffnungszeiten der Betriebe aus. Das merkt man schon daran, dass einige Restaurants keinen Mittagstisch mehr anbieten“, sagt Ohl. „Wir sind besorgt über die Entwicklung, aber es ist verständlich. Wenn man nicht genug Personal hat, kann man nicht alle Zeiten abdecken.“ Es liegt jedoch auf der Hand, dass steigende Preise durch höhere Einkaufskosten und eingeschränkte Öffnungszeiten aufgrund von Personalmangel keine gute Kombination sind.
Trotzdem wäre es falsch, den Frühling mit Wehklagen zu beginnen, betont Ohl. „Wir sind vorsichtig, aber einigermaßen zuversichtlich. Ich denke, die Leute haben ein großes Bedürfnis, rauszugehen und Restaurants zu besuchen.“ Insgesamt war 2021 eine sehr gute Sommersaison. „Viele sind in den Ferien nicht ins Ausland gereist, sondern in Urlaubsgebiete in Deutschland, zum Beispiel in den Schwarzwald. Davon haben vor allem touristische Betriebe profitiert bot sich auch die Gelegenheit, an die Qualität des Urlaubslandes Baden-Württemberg zu erinnern. Wir haben inzwischen viele Rückmeldungen von den Unternehmen erhalten, dass die Nachfrage durchaus vorhanden ist.“
Außerdem gibt es jetzt mehr Planungssicherheit, wenn es um Events und große Feiern geht. „Die steigenden Kosten für Öl und Energie werden sich zwar auch auf die Preise auswirken, aber wir rechnen mit Verständnis, weil jeder weiß, wie die Lage gerade ist“, zeigt sich Ohl optimistisch. „Übrigens bekommen wir auch Rückmeldungen von Gästen. Und viele freuen sich schon auf die Sommersaison mit offenen Außenbereichen.“