Sorgen ums Training: Wird Pforzheim zur Nichtschwimmerstadt?

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Sorgen ums Training: Wird Pforzheim zur Nichtschwimmerstadt?

Pforzheimer Bäder

Die Schwimmvereine in Pforzheim befürchten, dass der Stadt in den kommenden Jahren das Geld für den Unterhalt der Bäder ausgeht. Schon jetzt können nicht genügend Schwimmkurse für Kinder angeboten werden.

Bis Ende 2024 soll in Huchenfeld ein neues Hallenbad entstehen. Bis dahin wird dort, wo bis zum vergangenen Sommer der Vorgängerbau stand, eine Baugrube entstehen.

Foto: Jürgen Müller

In Pforzheim fehlt es an Wasserfläche für das grundlegende Schwimmtraining. Da das Hallenbad in Huchenfeld geschlossen wurde, bleiben nur noch das Stadtbad in Eutingen, das Fritz-Erler-Bad und das Lehrschwimmbad in der Konrad-Adenauer-Schule für Schwimmkurse.

Fabian Sowa, der Vorsitzende des Schwimmsportvereins Huchenfeld, kritisiert diese Situation: „Seit der Schließung des alten Huchenfeldbades im Jahr 2018 befindet sich unser Verein im Minimalbetrieb.“ Alle Wettbewerbe wurden gestoppt. Neben dem Wettkampfschwimmen engagiert sich der Verein auch im Triathlon. Doch auch ohne eigene Trainingsanlage konnte der Verein einzelne Gruppen in anderen Becken unterbringen.

Der SSV bietet auch Schwimmkurse im Becken der Konrad-Adenauer-Schule an. Allerdings sind die Wartelisten für diese Kurse lang. Auch vor Corona konnte der Club die Nachfrage nicht vollständig bedienen. Die Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre, in denen der Badebetrieb zeitweise komplett zum Erliegen kam, hätten die Situation noch verschärft.

Erheblicher Nachholbedarf an Schwimmkursen

Ähnliches hört man von der DLRG-Städtegruppe. Der stellvertretende Vorsitzende Dirk Brümmer spricht von einem „erheblichen Rückstand“ bei den Schwimmkursen. „Vergangenen Sommer haben wir deshalb zusammen mit der Stadt Pforzheim ein zusätzliches Angebot in den Sommerferien initiiert“, sagt Brümmer. Allerdings fehlt es noch an ausreichend Platz, um den Bedarf zu decken.

Etwa 20 Stunden dauert es, bis ein Kind bereit ist, die Prüfung „Seepferdchen“, das erste Schwimmabzeichen, abzulegen. Aber Brümmer betont, dass es viel länger dauert, wenn das Kind vorher nicht an das Wasser gewöhnt war. „Wir sehen in unseren Schwimmkursen zunehmend, dass Kinder, wohl auch durch die Corona-Einschränkungen, immer scheuer und ängstlicher vor dem Element Wasser sind“, sagt Brümmer.

Um dies zu verhindern, ist ein ganzjähriger, zuverlässiger Beckenbetrieb mit ausreichender Wasseroberfläche notwendig. Und genau das sehen die beiden Klubverantwortlichen in Gefahr. Ihre Befürchtung: Wenn der Neubau des Emma-Jaeger-Bades wie geplant umgesetzt wird, würden fast 30 Millionen Euro für ein kleines Sportbad ausgegeben. Zum Vergleich: Der Bau des Hallenbades in Huchenfeld kostet rund 13 Millionen Euro, abzüglich vier Millionen Euro Fördermittel.

Sie laufen mit offenen Augen in eine Zukunft, in der sicher ist, dass die Familienstadt Pforzheim nicht genug Wasser für die Bürger und Vereine haben wird.

Fabian Sowa, Obmann SSV Huchenfeld

Bis Ende 2024 soll in Huchenfeld ein neues Hallenbad entstehen – viel mehr ist derzeit aber nicht zu sehen als eine Baugrube, die der Abriss des Vorgängerbaus hinterlassen hat. „Wir sind dabei, die Detailplanungen für das Gebäude und die technische Gebäudeausrüstung fertigzustellen“, sagt Pressesprecher der Stadt, Philip Mukherjee, auf Nachfrage unserer Redaktion.

Dass Bäder auch günstiger zu bekommen sind als am Standort des Emma-Jaeger-Bades, zeige sich dem Neubau in Huchenfeld, betont Sowa: „Man läuft mit den Augen in eine Zukunft, in der feststeht, dass die Familienstadt der Pforzheim hat zu wenig Wasserfläche für Bürger und Vereine.“

Dasselbe befürchtet auch sein DLRG-Kollege: Die Vereine befürchten, dass unterm Strich kein Geld mehr für die bisherigen Bäder zur Verfügung steht und Pforzheim am Ende nur noch zwei Hallenbäder mit insgesamt elf Bahnen von 25 Metern Länge haben wird. „Das reicht zu wenig für die Wasserzeiten der Vereine und Schulen, geschweige denn für den öffentlichen Badebetrieb“, sagt Brümmer. Familien sind dann gezwungen, in andere Städte zu ziehen. In einem verregneten Sommer wie im vergangenen Jahr sind die Freibäder nicht ausgelastet, hier hätte ein ganzjähriges Familienbad erhebliche Vorteile.