Der Aufwärtstrend bei den Kraftstoffpreisen bringt auch die Hilfs- und Pflegedienste in der Region Delitzsch in Bedrängnis. Beispiel DRK-Kreisverband Delitzsch: Allein mit den 21 Fahrzeugen im Fahrdienst werden jährlich insgesamt eine Million Kilometer gefahren. Der mobile Pflegedienst, der zehn Autos einsetzt, ist noch nicht einmal eingerechnet.
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„Wir müssen mit unseren Vertragspartnern verhandeln“, erklärt Disponent Jan Schweiger. Andernfalls können die Verluste nicht kompensiert werden. „Das sind fast 60 Prozent mehr als wir kalkuliert hatten. Da kommen wir nicht durch“, sagt Schweiger. Das DRK Delitzsch hat sich deshalb an die Krankenkassen gewandt. Vom Verband der Ersatzkassen kam soeben eine Rückmeldung. Es soll also Gespräche geben, um Lösungen zu finden. Dort kann man keine Fahrzeuge stehen lassen : „Wir fahren keine Pakete, sondern Studenten, Patienten“, sagt Schweiger. Für den Rettungsdienst sieht er weniger Probleme. Vertraglich werden unvorhersehbare Kostensteigerungen von vornherein abgefedert.
Viola Wolfgramm, Leiterin der Pflegedienste bei der Arbeiterwohlfahrt, ist bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen nicht so optimistisch: „Es gibt Möglichkeiten, diese Gespräche so nachhaltig wie möglich zu gestalten“, bringt sie es mit Humor. Das Geld müsste rückwirkend zurückerstattet werden. Es wird versucht, die Routen zu optimieren. Ein Umstieg auf Elektrofahrzeuge wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht wirtschaftlich. Die aktuellen Fahrzeuge sind zu neu. Immerhin: „Wir in der Stadt haben es ganz gut, weil die Wege kurz sind.“
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Genau das trifft beim ambulanten Pflegedienst Dautz nicht zu. Er lebt in Göritz, einem kleinen Ort in der Gemeinde Schönwölkau. „Wir müssen die Touren weiter optimieren“, erklärt Geschäftsführer Jens Dautz. Tatsächlich wurde überlegt, das Angebot für „Essen auf Rädern“ einzustellen. Mit 15 bis 18 Portionen, erhöhten Transportkosten und Preiserhöhungen der Hersteller würden die Preise schließlich auch für die Kunden unattraktiv. Im Pflegedienst hingegen wird es problematisch, wenn einzelne Patienten eine Extrastrecke von zehn Kilometern zurücklegen müssen. Vorbei sind die Zeiten, in denen neben medizinischen Notwendigkeiten auch auf die persönlichen Gewohnheiten des Patienten eingegangen werden konnte. Jetzt können meist nur noch bestimmte Zeitfenster angeboten werden. Insgesamt elf Autos werden von den Mitarbeitern genutzt. 300.000 Kilometer pro Fahrzeug kommen im Pflegedienst jährlich zusammen, bei den drei Hausmeisterautos sind es jeweils mindestens 20.000 Kilometer.
Diakonie stellt auf Elektroautos um
Das Diakonische Werk Delitzsch/Eilenburg hat 50 Fahrzeuge auf Lager. Sechs davon wurden seit letztem Herbst durch Elektroautos ersetzt. Der Großteil der Flotte fährt daher noch konventionell. Vor einigen Monaten ging man jedoch davon aus, dass im Ersatzfall keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr angeschafft würden. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen dürften die Entscheidung bestärken.
Von Heike Liesaus