Der französische Schriftsteller Emmanuel Carrère setzt sich in „Yoga“ auf sehr persönliche Weise mit der Verletzlichkeit und Fragilität eines scheinbar sesshaften Lebens auseinander. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der sich 2015 zurückzieht, um ein Buch über Yoga zu schreiben, das er selbst seit Jahren praktiziert. Das Booklet soll subtil und fröhlich sein, leicht ironisch, aber auch voller Hingabe. Doch dann kamen die Angriffe auf das Satiremagazin Charlie Hebdo. Der Autor erfährt, dass ein Freund bei einem Angriff gestorben ist. Die Stimmung schlägt um, von Entspannung und Gelassenheit keine Spur, stattdessen bricht eine katastrophale Situation ein, eine Lebenskrise, die alles durcheinanderwirbelt. Er beschreibt seinen Aufenthalt in einer Klinik, über den Versuch, durch die Arbeit mit Flüchtlingen einen neuen Sinn im Leben zu finden.
In Frankreich stürmte „Yoga“ schnell die Bestsellerlisten, löste aber gleichzeitig einen Skandal aus. Grund waren Äußerungen von Carrères Ex-Frau Helene Devynck, die behauptete, der Autor habe den Roman nur als „fiktional“ bezeichnet, um eine Chance auf den renommierten Literaturpreis „Prix Goncourt“ zu haben. Zwischen Carrères und seine Ex-Frau haben vereinbart, dass sie in seinen Büchern nicht explizit erwähnt wird. Nachdem sie bereits zwei Versionen abgelehnt hatte, wurde ihr die dritte nicht einmal vorgelegt. Diese jetzt veröffentlichte Version beglaubigt Devyncks Unehrlichkeit und eine ausgeschmückte Darstellung der Hauptfigur, die eindeutig Carrères selbst ist.
SWR-Bestsellerliste
1. Platz: Emmanuel Carrère – „Yoga“ (69 Punkte)
Platz 2: Inger Christensen – „Die Welt will sich sehen“ (60 Punkte)
3. Platz: Michel Houellebecq – „Annihilate“ (55 Punkte)
3. Platz: Yasmina Reza – „Serge“ (55 Punkte)
Platz 5: Julia Schoch – „Der Vorfall“ (53 Punkte)
6. Platz: Esther Kinsky – „Rombo“ (47 Punkte)
Platz 7: Daniel Schulz – „Wir waren wie Brüder“ (37 Punkte)
Platz 8: Gerald Murnane – „Domestic“ (33 Punkte)
Platz 9: Jack Kerouac – „The Dharma Hunters“ (31 Punkte)
Platz 9: Mary Rüfle – „Mein Privatbesitz“ (31 Punkte)
Die SWR-Bestenliste
30 namhafte Literaturkritiker wählen jeden Monat vier Neuerscheinungen aus, für die sie sich möglichst viele Leser wünschen, und vergeben Punkte (15, 10, 6, 3). Der Jury gehören Insa Wilke, Hubert Winkels, Sigrid Löffler, Denis Scheck und Ijoma Mangold an.