Tschernihiw: US-Zivilist in der Ukraine getötet

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18. März 2022 – 11:16 Uhr Uhr

Der Amerikaner James Whitney Hill wurde nach Angaben seiner Familie bei einem russischen Angriff in der Ukraine getötet. Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf US-Behörden, russische Artillerie habe am Donnerstagmorgen in einem Wohngebiet in Tschernihiw nördlich von Kiew auf Zivilisten geschossen, die auf der Straße standen. Besonders dramatisch: James ging raus und wollte nur Essen holen.

Artillerieangriff auf Tschernihiw: Zahl der Toten unklar

„Wir wissen nicht, wo die Leiche meines Bruders ist“, sagte James‘ Schwester Katya Hill gegenüber CNN. „Das Schwierigste, was wir durchmachen müssen, ist, uns nicht verabschieden zu können.“ Katya Hill sagte, ihr Bruder sei getötet worden, als er für Brot anstand.

Die Polizei hat seine Leiche identifiziert. James Whitney Hill, von seinen Freunden auch als Jimmy bekannt, lebt Berichten zufolge seit 25 Jahren in der Ukraine und war Lehrer. Die genaue Zahl der Menschen, die bei dem Beschuss getötet wurden, wurde nicht veröffentlicht.

Seit Tagen gibt es Berichte über anhaltende Luftangriffe aus Tschernihiw im Norden

© Deutsche Presse-Agentur

Hill musste sterben, weil er Brot brauchte

Der Verstorbene war mit einem ehemaligen Schüler liiert. Bei Irina wurde vor etwa acht Jahren Multiple Sklerose diagnostiziert, sagt die Familie. Das Paar war in Tschernihiw, weil Hill „nach zwei Jahren der Suche“ dort ein Krankenhaus mit einem Arzt fand, der „viel mehr über MS wusste als andere Ärzte in der Gegend“, sagte Hills Schwester gegenüber CNN.

„Er hat sie schließlich im Januar ins Krankenhaus gebracht“, fuhr seine Schwester fort. Hill musste regelmäßig in die USA zurückkehren, um die ukrainischen Visabestimmungen zu erfüllen. „Als der Krieg ausbrach, traf er die Entscheidung, in der Ukraine zu bleiben.“ Weil Hill das Essen ausging, musste er Essen holen und wurde dabei offenbar getötet.

Kämpfe um Tschernihiw

Viele Gebäude in Tschernihiw sind zerstört – die humanitäre Lage gilt als katastrophal

© Deutsche Presse-Agentur

James Whitney Hill postete regelmäßig auf Facebook

Er teilte seine letzten beiden Posts am Dienstag auf Facebook und schrieb: „Intensive Bombardierung! Noch am Leben. Begrenztes Essen. Zimmer sehr kalt.“

„Wir sind in Tschernihiw gefangen. Sie bombardieren hier jede Nacht. Die Menschen sind entmutigt. Mangel an Lebensmitteln, Gas, fließendem Wasser, etwas Strom … Hier ist eine Belagerung …“, schrieb er am Sonntag.

Am Montag schrieb er: „Wir halten durch … sehr kalt im Inneren. Essensportionen reduziert … Bombenangriffe und Explosionen fast die ganze Nacht … kaum zu schlafen. Die Leute werden depressiv.“ Dann fiel er am Donnerstag einem russischen Angriff zum Opfer. (Krug)