– Die Hilfsbereitschaft der Menschen in der Ukraine ist groß. Doch Hilfsorganisationen schlagen vor, besser auf Kleidung, Spielzeug und Co. zu verzichten. Denn mit Geld kann man vor Ort besser unterstützen.
Stapel von Kisten voller Kleidung, Decken, Zahnbürsten und Windeln. Innerhalb kürzester Zeit starteten Privatpersonen, Vereine, Städte und Gemeinden Sammelaktionen, um den Menschen aus der Ukraine zu helfen. Nur wenige Tage nachdem Putins Truppen ins Land einmarschiert waren, fuhren die ersten Lastwagen mit Hilfsgütern in Richtung der polnisch-ukrainischen Grenze.
Aber das war teilweise zu viel des Guten. Das Problem bei Sachspenden wie gebrauchter Kleidung oder gebrauchten Kuscheltieren sei, dass sie oft nicht den Bedarf vor Ort decken und die Hilfsorganisationen überfordern, sagte Gernot Krauss, Ukraine-Berater bei Caritas International, im WDR-Morgenecho. „Alles muss entgegengenommen und sortiert und den Bedürftigen zugewiesen werden.“
Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, machen Geldspenden jetzt mehr Sinn. Obwohl einige Caritas-Hilfszentren im Land geschlossen werden mussten, sind viele noch aktiv. „Wir versuchen jetzt, sie so weit wie möglich zu unterstützen“, sagt Krauss. „Die Geldspenden sind genau das, was sie brauchen.“ Hilfsgüter könnten weiterhin in der Westukraine gekauft und im Rest des Landes verteilt werden.
Die Bedürfnisse ändern sich täglich
Auch Birte Steigert vom Bündnis „Deutschland hilft“ hält Sachspenden derzeit für wenig sinnvoll. „Der Hilfebedarf ändert sich derzeit täglich“, sagt sie WDR. Zudem ist es aufgrund der aktuellen Situation an der Grenze sehr schwierig, Hilfe ins Land zu bringen. Werden Hilfsmittel erst in der Ukraine gekauft, spart das nicht nur lange Transportwege und damit Kosten, sondern stärkt laut Steigert auch die heimische Wirtschaft.
Auch Menschen, die bereits in Polen oder anderen Nachbarländern auf der Flucht sind, sollen besser mit lokalen Produkten versorgt werden. Denn es sei zum Beispiel ein Problem, wenn Menschen Medikamente erhalten, deren Packungsbeilage sie nicht lesen können, weil sie die Sprache nicht verstehen, sagte Steigert WDR.
Sachspenden behindern die Arbeit vor Ort
Angelika Schorer, Präsidentin des BRK, sieht den Wunsch der Bevölkerung, die Betroffenen zu unterstützen. „Es ist überwältigend zu sehen, wie schnell und engagiert die Zivilgesellschaft in Deutschland auf allen Ebenen bereit ist zu helfen“, sagt sie.
Sie betont aber auch, dass „Geldspenden in der aktuellen Situation tatsächlich die beste und effektivste Möglichkeit sind, humanitäre Hilfe im Ausland zu unterstützen“. Zu viele unkoordinierte Sachspenden würden die stark beanspruchten Logistik- und Hilfsstrukturen blockieren, Lager füllen und Transport- und Sortierkapazitäten binden. „Leider helfen sie nicht, sie behindern eigentlich die humanitäre Arbeit vor Ort“, sagt Schorer.
Geldspenden sind flexibler
Geldspenden sind viel effektiver als Sachspenden. „Ihr großer Vorteil ist, dass sie sehr flexibel einsetzbar sind. Dadurch kann die humanitäre Hilfe gezielter auf die Bedürfnisse vor Ort ausgerichtet werden“, sagt der BRK-Präsident.
Sowohl das BRK als auch die Caritas und zahlreiche weitere Hilfsorganisationen haben Spendenkonten eingerichtet, um die Menschen vor Ort gezielt unterstützen zu können. Neben Sachspenden werden vielerorts in der Region auch Geldspenden gesammelt.