Viele schöne Bilder, wenig Details

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Viele schöne Bilder, wenig Details

Viele schöne Bilder, wenige konkrete Aussagen

Die Neujahrsansprache 2022 von Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch wurde wegen Corona zum zweiten Mal per Video veröffentlicht. Es ist rekordverdächtig kurz. Dazu gibt es einen schönen PR-Film.

Sicherheit und Sauberkeit: Auch das Neujahrsvideo mit Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) beschäftigte sich mit klassischen Themen der Pforzheimer Kommunalpolitik.

Foto: Screenshot aus „Pforzheim zieht um“

Ob Traumschiff oder Wiener Philharmoniker: Das neue Jahr lebt von seinen Ritualen. Dazu gehört auch der Pforzheimer Neujahrsempfang, der allerdings zum zweiten Mal wie eine Art TV-Show daherkommt.

Eingeleitet mit Archivaufnahmen des Goldstadt-Fanfarenzugs steht Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) wie ein Nachrichtenmoderator vor einer Studioleinwand. Hinter ihm flimmert ein riesiges Coronavirus. Der OB trägt einen dunkelblauen Anzug, aber keine Amtskette. Das Symbol der kommunalen Souveränität ist bei Neujahrsempfängen obligatorisch.

Die vierte Welle habe Pforzheim hart getroffen, sagt Boch und wirkt sehr ernst. Für alle Menschen, die in Krankenhäusern arbeiten, war es ein Weihnachten im Ausnahmezustand. „Wir alle schulden ihnen größten Dank und Anerkennung.“ Dann ruft der Bürgermeister seine Bürger zum Impfen und Auftanken auf, das sei der einzige Ausweg aus der Pandemie. Dazwischen sind immer wieder passende Filmsequenzen zu sehen.

Boch will „Mobilitätshäuser“ schaffen.

Dann tippt Boch auf ein paar Zukunftsfragen. Zum Beispiel „wie wir dem immer stärker werdenden Autoverkehr entgegenwirken können“. Die Antwort liegt im weiteren Ausbau von Mobilitätsangeboten und deren besserer Verknüpfung.

Er nennt „neu zu schaffende Mobilitätshäuser“. Gemeint sind Parkhäuser, in denen nicht nur Autos, sondern beispielsweise auch Lastenräder sicher abgestellt und E-Bikes aufgeladen werden können. Er setze sich auch für den Ausbau des Radwegenetzes ein, betont Boch, der sich zu Beginn seiner Amtszeit noch für kostenloses Kurzparken in der Stadt („Brötchentaste“) einsetzte.

Nachdem Boch das „Reuchlin-Jahr 2022“ endgültig für eröffnet erklärt hat, war es das auch schon wieder mit der Neujahrsansprache. Der Bürgermeister sprach weniger als sechs Minuten, im wirklichen Leben wäre allein die Begrüßung länger gewesen. Ist das genug? Mit solchen Fragen dürfte die städtische Pressestelle gerechnet haben. „Allerdings wird es keine Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters im gewohnten Format“, heißt es in einer vorläufigen Pressemitteilung zu der „Prädikatsrede“.

Highlight des von der Bewegtbild-Tochter der „Pforzheimer Zeitung“ produzierten Videos war wohl ohnehin nicht die Rede des Oberbürgermeisters, sondern ein künstlerischer Filmbeitrag im Anschluss – ein Video im Video. Der Pforzheimer Fotograf und Filmemacher Dominik Mokrski zeigt sein Können im Beitrag „Pforzheim bewegt“.

Schnelle Schnitte, erbärmliche Musik

Mit schnellen Schnitten, schönen Bildern und pathetischer Musik sowie der bedeutungsvollen Stimme von Schauspieler Rafael Banasik wird dem Zuschauer vor allem eine Botschaft präsentiert: Es ist großartig in Pforzheim. Und es wird immer besser: Schulen, Kitas, Umwelt, Sicherheit, Digitalisierung, Schwimmbäder – alles gut. Oder zumindest bald.

Der Hauptdarsteller des PR-Films ist bereits aus dem ersten Teil des Neujahrsvideos bekannt: Oberbürgermeister Peter Boch. Ratsmitglieder erscheinen allenfalls unter auch ran. Die Kultur- und Baubürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) ist für drei Sekunden im Bild.

Mit Drohnenaufnahmen des Sparkassenturms, einem der Förderer des Beitrags, endet die Arbeit mit dem Dreiklang: „Pforzheim verändert sich. Pforzheim bewegt. Pforzheim lebt.“ Nach ein paar Danksagungen und einem netten Bild vom Leopoldplatz in der Dämmerung geht das ganze Neujahrsvideo dann endlich zu Ende.

Übrigens: Im Sommer soll der ausgefallene Neujahrsempfang in Form eines „Bürgerempfangs“ nachgeholt werden. Dann darf der Bürgermeister wieder seine Amtskette tragen. Und auf einen PR-Film dürfen Sie sich wahrscheinlich auch freuen.