Berlin – Der Kongress „Armut und Gesundheit“ beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen sozialer Stellung und Krankheitsanfälligkeit. Insgesamt werden bis Donnerstag rund 2.000 Teilnehmer diskutieren und rund 500 Experten zu verschiedenen Themen Stellung nehmen. Das übergeordnete Motto lautet: „Was jetzt zählt“.
Die Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen der Klimakatastrophe gehören zu den Schwerpunkten der dreitägigen Veranstaltung. Bei der Eröffnung an diesem Dienstag spielte allerdings Russlands Angriffskrieg in der Ukraine eine Rolle. Die Soziologin Jutta Allmendinger wies in ihrer Einführung darauf hin, dass Ukrainer mit höheren Einkommen diese existenzielle Krise besser bewältigen könnten. Diese hätten unter anderem besser gesicherte Häuser und besseren Zugang zu Notunterkünften sowie eigene Transportmittel, um dem Schrecken zu entkommen, erklärte der Präsident des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin.
Allmendinger sagte weiter, dass ältere Ukrainer vom Krieg besonders hart getroffen wurden, da sie meist weniger mobil seien und zurückbleiben müssten. Kinder und Jugendliche wiederum litten unter „tiefgreifenden Angstprozessen“. Das zeigt sich auch an den Flüchtlingen, die am Berliner Hauptbahnhof ankommen, wo auch die Auswirkungen sozialer Ungleichheit sichtbar sind. Allmendinger stellte beispielsweise fest, dass diejenigen, die Englisch sprechen, „ganz anders behandelt werden“.
Kernthema des Kongresses sind die Folgen von Armut für die Gesundheit hierzulande. „Was passiert nach der Pandemie?“ formulierte Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, die zentrale Frage, wies aber gleich darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine die soziale Ungleichheit auch in Deutschland verstärken würde – mit gesundheitlichen Folgen. „Die Energiekosten werden in die Höhe schnellen und das wird für viele, viele Menschen in unserem Land ein neues Armutsrisiko schaffen.“
Corona erhöht das Armutsrisiko
Die Corona-Krise jedenfalls hat das Armutsrisiko in Deutschland erhöht, die Armutsquote ist gestiegen, ebenso die Zahl derer, die weniger als 60 Prozent des bundesweiten Durchschnittseinkommens verdienen. Das hat unter anderem die Hans-Böckler-Stiftung bewiesen. Es ist unklar, welche Erweiterungen dieser Trend haben wird. Doch trotz aller Ungewissheiten – einige Gewissheiten hätten sich in der Pandemie offenbar relativiert, sagte Schlimper: „Beispielsweise haben Bildung und sozialer Status Einfluss auf die Möglichkeiten, Gesundheitskompetenz zu erwerben. Viele Corona-Leugner würden pauschal zugerechnet.“ fehlende Bildung“.
Es ist die 27. Auflage des Jahreskongresses. Zum dritten Mal findet sie digital statt.