Warum die Fabrik von Elon Musk Probleme macht

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Warum die Fabrik von Elon Musk Probleme macht

Bundeskanzler Olaf Scholz und Tesla-Chef Elon Musk bei einem kurzen Rundgang durch die Produktionsstätte der neuen Gigafactory des Elektroautobauers.Bild: Flashpic / Jens Krick

Analyse

Miriam Meier

Elon Musk hat am Dienstagnachmittag gemeinsam mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck das neue Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin eröffnet. Angesichts steigender Energiepreise bezeichnete Habeck die Inbetriebnahme der Gigafactory, wie Musk sie nennt, als „schönes Symbol“ für den Versuch, weniger Ölprodukte zu verbrauchen und damit unabhängiger von Russlands fossilen Energien zu werden. „Wir können nicht nur Öl durch Öl ersetzen, sondern auch elektrisch“, sagte er der dpa. Der Weg zur Elektromobilität sei „ein weiterer Schritt weg von Ölimporten“.

Der Start der Gigafactory in dieser Woche etabliert zumindest einen neuen Maßstab für die deutsche Automobilindustrie: Tesla plant, in diesem Jahr bis zu 500.000 Elektroautos zu produzieren, für die rund 12.000 Mitarbeiter verantwortlich sein werden. Die Elektroautos haben ein grünes Image und symbolisieren die Verkehrswende in Deutschland. Sie tanken Strom statt Benzin oder Diesel und stoßen während der Fahrt keine schädlichen Abgase aus.

Die Allround-Lösung für umweltfreundlichen Transport? Begrenzt. Denn E-Autos sind zweifellos umweltfreundlicher als klassische Verbrennungsmotoren. Allerdings kann auch ihre Herstellung zu Problemen führen.

Grund Nr. 1: Nicht nur Ökostrom statt Sprit

E-Autos sind emissionsfrei. Aber nur wenn sie fahren. Statt Treibstoff brauchen sie aber vor allem viel Strom. Wie viel und vor allem aus welcher Quelle dieser Strom genau stammt, hängt vom Strommix des Landes ab, in dem ein E-Auto tankt. Der deutsche Strommix regelt sich 2021 laut Strom-Report 46 Prozent aus erneuerbaren Energien und 54 Prozent aus konventionellen Energieträgern. Allerdings verschiebt sich der Strommix seit Jahren zugunsten der Erneuerbaren.

Grund Nr. 2: Die enorme Nachfrage nach Wasser führt zu Wasserknappheit

Paradoxerweise fällt der Eröffnungstermin der Gigafactory als erster Fabrikstandort in Europa genau auf den internationalen Weltwassertag. Rund zwei Drittel des 227.000 Quadratmeter großen Tesla-Geländes befinden sich in einem Wasserschutzgebiet. Gleichzeitig ist für die Elektroauto-Produktion von Tesla ein jährlicher Spitzenverbrauch von 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser geplant; dies entspricht in etwa dem Jahresbedarf einer Stadt mit 40.000 Einwohnern.

Der zusätzliche Wasserbedarf der Gigafactory hatte bereits zu Rechtsstreitigkeiten über die zulässigen Durchflussmengen geführt. Diese werden sich aus Sicht des Öko-Hydrologen Tobias Goldhammer vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie in Zukunft weiter verschärfen, da alle Klimawandelszenarien darauf hindeuten, dass die Wasserknappheit in Brandenburg weiter zunehmen wird. Dies kann für gewerbliche und private Nutzer steigende Trinkwasserpreise und im Extremfall sogar eine regionale Begrenzung der Wassermengen bedeuten. Goldhammer sagt zu Watson:

„Die Region Berlin-Brandenburg hat eine der niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands. Obwohl es relativ viele sichtbare Seen und Flüsse gibt, führen gerade letztere wenig Wasser und stehen daher seit langem unter hohem Druck. Der Wasserbedarf der Fabrik stehen damit in direkter Konkurrenz zur Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, zur Nutzung des Wassers für andere industrielle und landwirtschaftliche Anwendungen und nicht zuletzt zur Funktion der Gewässer als wertvolle Ökosysteme für Fischerei und Freizeitnutzung.“

Tobias Goldhammer, ÖkohydrologeLeibniz-Institut für Gewässerökologie

Neben dem Wasserbedarf bestünden noch weitere Risiken, wenn das Werk industriell im Wasserschutzgebiet angesiedelt würde – „Zum Beispiel, dass bei Unfällen unerwünschte Stoffe ins Grundwasser gelangen könnten“.

Grund Nr. 3: Die Nachfrage nach anderen fossilen Brennstoffen steigt

Mit der immer stärkeren Ausrichtung auf die Elektromobilität wird auch die Nachfrage nach anderen fossilen Rohstoffen steigen. Allen voran Lithium, das für die Lithium-Ionen-Batterie in Elektroautos unerlässlich ist.

Umweltschädlicher Lithiumabbau

Lithium wird meist in Bergwerken mit Baggern abgebaut oder durch Verdampfen von Sole gewonnen. Bei der Sole handelt es sich nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) um extrem salzhaltiges Wasser aus sogenannten Salaren – Salzseen, die vor allem in Chile, Argentinien und Bolivien zu finden sind. Dazu wird Grundwasser an die Oberfläche gepumpt und in großen Becken verdunstet. Aus der verbleibenden Salzlösung wird dann das Metall Lithium extrahiert, das für die Herstellung der Batterie benötigt wird. Wird Lithium durch Verdampfen von Salzsole gewonnen, benötigt eine Elektroautobatterie zwischen 2.000 und 10.000 Liter Wasser.

Mit zunehmender Elektromobilität würden Lithium und andere kritische Rohstoffe wie Nickel, Kupfer und Kobalt zunehmend nachgefragt und abgebaut.

Da stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit. Das Problem: Diese Rohstoffe sind weltweit nur in wenigen Ländern verfügbar. Die größten Lieferanten von Lithiumerz sind derzeit Australien und Brasilien. Dort wird das Erz in Bergwerken abgebaut. Argentinien, Bolivien und Chile sind Produzenten von Lithiumsalzen. Sie werden dann hauptsächlich in Fabriken in China und verwendet nun auch bei Tesla in Deutschland für die Batteriezellenfertigung verarbeitet.

Die Batterieproduktion in Deutschland soll CO2-neutral erfolgen

Professor Ralf Wehrspohn vom Deutschen Lithium-Institut erklärt den Unterschied so: Während sich die Chemiefabriken in China keine Mühe machen, die Batterien herzustellen, würden sich europäische Projekte zur Bedingung machen, die Batterien CO2-neutral zu produzieren und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Hier wäre das Ziel, ab 2030 recycelte Lithium-Ionen-Batterien zu verwenden, sagt Weirspur.

Der Start der Gigafactory bietet daher Chancen für eine notwendige, umweltfreundlichere Alternative zum aktuellen Automarkt für Verbrennungsmotoren. Es bleibt abzuwarten, wie langfristig eine deutliche Steigerung der E-Auto-Produktion bald in unmittelbarer Nähe in Brandenburg sein wird.

Was jedoch fortbesteht, ist eine andauernde Abhängigkeit. Denn auch für E-Autos werden Ressourcen benötigt. Allerdings anders als Benzin und Gas.