Mangelnde Hygiene bei Ärzten als Infektionsursache
Mitte des 19. Jahrhunderts untersuchte der Wiener Arzt Ignaz Semmelweis (1818 – 1865), warum so viele Frauen in den Wochen nach der Geburt in seinem Krankenhaus starben. Er fand heraus, dass die Ärzte, die die Frauen untersuchten, kürzlich an Leichen gearbeitet und ihre Hände nicht ausreichend gereinigt hatten.
Nachdem die Ärzte verpflichtet waren, ihre Hände zu desinfizieren, ging die Sterblichkeit auf der Entbindungsstation massiv zurück.
Ignaz Semmelweis: Zwei offene Briefe an Dr. J. Spaeth (..) und an Hofrath Dr. FW Scanzoni, Ofen (Emich) 1861. Semmelweis, Gynäkologe und Geburtshelfer, erkannte 1847 die ansteckende Natur des Kindbettfiebers
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Die Ärzte waren beleidigt und weigerten sich, Semmelweis anzuerkennen
Die These von Semmelweis, dass Kindbettfieber einfach eine Blutvergiftung sei, wurde damals jedoch nicht erkannt. Vielmehr sah sich die Ärzteschaft in ihrem Ruf beleidigt. Denn die Hygienethese widersprach den Theorien über die Entstehung von Krankheiten und wurde als Unsinn verworfen
„Scheitern“ in der Wissenschaft – an mangelnder Anerkennung
Ein wissenschaftliches Projekt ist gescheitert, wenn ein Ziel nicht erreicht wurde. Dies kann auf Fehler oder Irrtümer zurückzuführen sein. Forscher machen Fehler, wenn sie sich nicht an die wissenschaftlichen Regeln halten oder weil sie sich zu einem Thema nicht genug Wissen angeeignet haben. Ausfall durch Irrtum ist unterschiedlich zu werten. Dabei wagen sich die Forscher auf unbekanntes Terrain, über das im Allgemeinen wenig bekannt ist, und versuchen, eine Hypothese zu untermauern. Stellt sich diese dann als falsch heraus, hat der Wissenschaftler einen Fehler gemacht und das Forschungsprojekt gilt ebenfalls als gescheitert.
Es gibt aber auch Beispiele aus der Geschichte, wie das von Ignaz Semmelweis, wo neue Erkenntnisse nicht anerkannt wurden, weil sie beispielsweise bestehenden Theorien widersprachen.
„Scheitern hat viel mit Zuschreibungen zu tun. Es gibt viele historische Fälle, in denen man sieht, dass man interessante Dinge gefunden hat. Aber wenn das damals von der wissenschaftlichen Gemeinschaft nicht anerkannt wurde, ist das ein Grund, vom Scheitern wegzugehen nicht unbedingt ein Scheitern in der Sache, sondern ein Scheitern aufgrund fehlender Anerkennung oder weil die anderen Theorien dagegen sprachen und man nicht glauben wollte, dass es stimmt.“
Mehr zu den verschiedenen Aspekten des „Scheiterns“ in der Wissenschaft bei SWR2 Wissen