Was Sie über die Impfung wissen müssen

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Was Sie über die Impfung wissen müssen


Die Corona-Zahlen steigen. Dennoch bleibt der neue Impfstoff von Novavax ein Ladenhüter. Gleichzeitig werden einige zum vierten Mal geimpft. Für wen das sinnvoll ist.

Nach einem kurzen Abschwung ist die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt wieder gestiegen und erreicht Tageshöchststände. Gleichzeitig haben einige Menschen ihre vierte Impfung erhalten und mit dem Novavax-Impfstoff steht seit einigen Tagen ein lang ersehnter Hoffnungsträger zur Verfügung. Wie verändert das die Impfkampagne? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wem wird die vierte Impfung empfohlen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat vier Gruppen eingeteilt, denen sie eine vierte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff, also einem Impfstoff der Hersteller Biontech/Pfizer oder Moderna, empfiehlt: Das sind einerseits Menschen über 70 Jahre. Außerdem Bewohner und Personal von Pflegeheimen sowie Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe – also in Werkstätten für Behinderte. Für Menschen mit einer Immunschwäche wird ab dem fünften Lebensjahr eine vierte Impfung empfohlen. Es gibt also noch keine generelle Empfehlung für die vierte Impfung von der Stiko.

Ist eine vierte Impfung noch möglich?

Ja, eine vierte Impfung steht jedem nach Rücksprache mit dem eigenen Hausarzt frei. Der schwäbische Kreisvorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbandes, Jakob Berger, sagt: „Es gibt genug Impfstoff da.“ Auch für jüngere, weniger gefährdete Menschen spricht nichts gegen eine zweite Auffrischimpfung. Diese Frage wird sich vor allem für Reisende, die einen Urlaub in Israel planen, bald stellen.

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Dort gilt die sogenannte Auffrischimpfung nur 180 Tage. Etwas vorsichtiger ist der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). In Alten- und Pflegeheimen sind Angebote für vier Impfungen richtig und wichtig. „Ansonsten warten wir noch auf weitere Daten. Zur Frage des Nutzens für die Allgemeinbevölkerung gibt es bisher sehr unterschiedliche Aussagen.“ Langfristig kann es aber durchaus sein, dass regelmäßig geimpft werden muss – ähnlich wie bei Grippeschutzimpfungen. „Das halte ich für sehr wahrscheinlich, weil das Virus nicht weggeht“, sagt Arzt Berger.

Der Mitarbeiter eines Impfzentrums zieht mit einer Spritze den Corona-Impfstoff Nuvaxovid auf.

Foto: Matthias Balk, dpa (Symbolbild)

Wie viele Menschen sind inzwischen geimpft?

Bundesweit haben laut RKI inzwischen 62,9 Millionen Menschen die zweite Impfung erhalten. 75,7 Prozent der Bevölkerung sind demnach grundimmunisiert. Davon erhielten 47,9 Millionen (57,6 Prozent) auch die Auffrischimpfung. Nur 839.375 Personen haben die zweite Auffrischungsimpfung. Die Impfkampagne hat nun fast ein Plateau erreicht.

Während Mitte Dezember letzten Jahres in der Spitze wöchentlich 7,6 Millionen Dosen geimpft wurden, liegt diese Zahl derzeit bei etwa einem Zehntel dieser Zahl. In Bayern haben die Impfstellen und ihre mobilen Impfteams gemeinsam mit den Arztpraxen bislang rund 80.000 Zweit-Auffrischimpfungen gemeldet. Laut bayerischem Gesundheitsministerium sind rund drei Viertel der vierfach Geimpften mindestens 70 Jahre alt. Bei der Verträglichkeit verweist das Bundesgesundheitsministerium auf die Daten aus Israel. Mitte Januar erhielten mehr als eine halbe Million Menschen über 60 ihre vierte Impfung und wurden laut einer Ministeriumssprecherin „in der Regel gut vertragen“.


Was ist mit dem Novavax-Impfstoff?

Die Erwartungen waren hoch, dass der neue Impfstoff von Novavax – er heißt Nuvaxoxid – sogar die Meinung von Skeptikern ändern könnte. Denn anders als bisher verfügbare Impfstoffe wird er auf Proteinbasis hergestellt. Es ist ein sogenannter Totimpfstoff, der tote Krankheitserreger enthält, die sich nicht mehr vermehren können. Immer wieder sagten Menschen, die noch nicht geimpft waren, sie wollten auf Totimpfstoffe warten. Aber auch die anderen vier in Deutschland zugelassenen Impfstoffe enthalten keine lebenden Erreger, weshalb Jakob Berger die Erwartungen nicht nachvollziehen kann. „Sie sind alle tote Impfstoffe“, sagt er. Ähnlich äußert sich das Bundesgesundheitsministerium. Ursprünglich war Novavax nur für ungeimpftes medizinisches Personal bestimmt. Ab dem 15. März gilt für sie die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Doch seit vergangenem Mittwoch ist der Impfstoff für alle Erwachsenen in Bayern freigegeben. Für einen vollständigen Schutz werden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht.

Wird Novavax den Erwartungen gerecht?

Seit der Impfstoff am 2. März an die bayerischen Impfzentren geliefert wurde, wurden nur 2.300 Dosen geimpft. Bisher wurden 225.000 Dosen ausgeliefert. Der Hoffnungsträger ist also ein Ladenhüter. „Die Nachfrage ist gleich null“, stimmt auch Jakob Berger zu, der eine Hausarztpraxis im Donau-Ries-Kreis betreibt. Ähnlich äußerte sich Gesundheitsminister Holetschek: „Der Start ist im Moment sehr schleppend.“ Das sei der Grund, warum das Ministerium die Beschränkung auf das Pflegepersonal aufgegeben habe. Das Gesundheitsministerium will eine Kampagne starten, um das Bewusstsein für diesen Impfstoff über soziale Netzwerke zu schärfen. Holetschek hofft, Menschen überzeugen zu können, die bisher skeptisch waren. Neben den Impfzentren sollen künftig auch Hausärzte den eiweißbasierten Stoff impfen dürfen.