Seit Jahrzehnten verlassen die Schweden ihren Arbeitsplatz zu einer festgelegten Zeit, um Kaffee zu trinken, über die Arbeit zu sprechen und zu plaudern. Es besteht mehr oder weniger Anwesenheitspflicht. „Wenn du nicht mitmachst, machst du dich misstrauisch. Warum willst du nicht mit uns Kaffee trinken? sagt der Lebensmittelforscher.
Kaffeepause in Schweden ist anders
Jetzt gibt es auch in Deutschland Kaffeepausen. Doch bei den Schweden ist etwas anders: „Natürlich trinkt man auch in Deutschland Kaffee, wenn man Pause macht“, sagt Tellström. „Aber ich denke, du nimmst deine Kaffeetasse mit zur Arbeit oder zum Computer. Hier ist es eine besondere, gemeinsame Pause.“
Und noch etwas ist anders: Der Chef ist auch bei der fika in Schweden dabei, um mit seinen Mitarbeitern über ganz alltägliche Dinge wie letztes Wochenende, Fußball oder Pläne für die Sommerferien zu sprechen. Es gibt keine Hierarchien wie an manchen deutschen Arbeitsplätzen. „Alle sind auf dem gleichen Niveau“, sagt Tellstrom.
Tradition wird daher als wichtiger Bestandteil der schwedischen Arbeitskultur angesehen. „Ein Fika mag wie Zeitverschwendung erscheinen, aber es ist tatsächlich wichtig, dass Mitarbeiter Informationen über die Arbeit austauschen“, betont Tellstrom. Das ist wichtig für die Effizienz, aber auch aus sozialer Sicht. „Man fühlt sich auch wie zu einer Gruppe gehörig.“ Macht Fika die Schweden also glücklicher? „Ja, auf jeden Fall“, antwortet der Experte. Angesichts der Corona-Pandemie, der Klimakrise und des Ukraine-Krieges fügt er hinzu: „Das ist wirklich schön, gerade in Zeiten wie diesen.“
Auch Ikea pflegt die Fika-Tradition
Gefragt von einem der schwedischen Aushängeschilder: Bei Ikea wird die Fika-Tradition noch hochgehalten, alle Standorte sind extra mit spezifischen Fika-Plätzen für Mitarbeiter ausgestattet, wie Ikea-Deutschland-Sprecherin Sabine Nold erklärt. In Zeiten von Homeoffice und Corona-Einschränkungen wurden manche Pausen ins Internet verbannt, haben aber für den Konzern nicht an Bedeutung verloren – ganz einfach, weil die fika-Pausen nicht nur den Menschen, sondern auch der Arbeit zugute kommen.
„Dort, wo Menschen einen guten Draht zueinander haben und gut zusammenarbeiten, herrscht ein viel angenehmeres Arbeitsklima“, sagt Nold. Die regelmäßige Fika sorgt dafür, dass man viel besser zusammenarbeiten und Probleme lösen kann. „So ist das ganze Arbeitsklima anders. Es macht glücklicher, fördert den Teamgeist und ich bin fest davon überzeugt, dass es auch bessere Ergebnisse bringt.“
Übrigens: Ein Ikea-Produkt mit dem Namen „Fika“ gibt es noch nicht.
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