Wissenschaft – Stuttgart – Universitäten wenden sich nach Angriffskrieg von Russland ab – Wissen

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Wissenschaft – Stuttgart – Universitäten wenden sich nach Angriffskrieg von Russland ab – Wissen

Stuttgart (dpa/lsw) – Nach dem Angriff auf die Ukraine haben auch die Hochschulen in Baden-Württemberg ihre Verbindungen nach Russland und Weißrussland weitgehend abgebrochen. „Angesichts eines ungerechtfertigten Angriffskrieges ist es selbstverständlich, dass russische – und weißrussische – staatliche Einrichtungen nicht in den Genuss von Projektmitteln der Bundesrepublik kommen dürfen“, teilte die baden-württembergische Landesrektorenkonferenz am Dienstag auf Anfrage mit.

Der Austausch mit russischen Wissenschaftlern wird dagegen auf individueller Ebene fortgesetzt, um die demokratischen Kräfte des Landes zu stärken. Viele von ihnen verurteilen den Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagte Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim und Vorsitzender der Konferenz.

Zuvor hatte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) die Hochschulen aufgefordert, bestehende Beziehungen zum Staat und zu russischen Institutionen kritisch zu prüfen und einzustellen, soweit dies vertretbar sei. „Menschenrechte, Freiheit und Frieden sind die Grundlagen von Wissenschaft und Forschung“, schrieb Bauer nach Angaben des Ministeriums am Dienstag an die Universitäten. „Wenn diese grundsätzlich in Frage gestellt werden, wie es derzeit der russische Präsident tut, darf dies auch im wissenschaftlichen Austausch nicht unbemerkt bleiben.“

Bauer will Forschungsgelder kürzen und keine gemeinsamen wissenschaftlichen und forschungspolitischen Veranstaltungen mehr organisieren. Ebenso wird es bis auf Weiteres keine neuen Kooperationsprojekte geben.

In ihrem Schreiben appellierte Bauer jedoch, mit der Ukraine so weit wie möglich zusammenzuarbeiten. Dazu gehörten auch der Austausch von Studierenden und die Förderung bilateraler Forschungsprojekte. „Wir werden gemeinsam mit Ihnen geflüchtete Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützen und sind sehr dankbar für erste kurzfristige Initiativen, die bereits vor Ort kommuniziert wurden.“

An baden-württembergischen Hochschulen sind nach Angaben des Landes rund 460 Studierende aus der Ukraine eingeschrieben. Sie müssten genauso wenig Studiengebühren zahlen wie Flüchtlinge, die ihr Studium noch in Baden-Württemberg beginnen. Nach Angaben des Ministeriums halten sich derzeit rund 180 Wissenschaftler aus der Ukraine in Baden-Württemberg auf.

Rektoratsvorsitzender Dabbert sagte, die einzelnen Hochschulen seien bereits in Kontakt mit den Studierenden und Wissenschaftlern. Das gilt vor allem für diejenigen, die eigentlich sehr bald in ihre Heimat zurückgekehrt wären. „Wir müssen Mittel und Wege finden, um eine Verlängerung des Aufenthalts zu gewährleisten.“

Die AfD hingegen bezeichnete Bauers Aufruf als „kurze Forderungen“ und „blinden Aktivismus“https://www.sueddeutsche.de/wissen/, Hans Peter Hoerner. Bauers „Boykottaufruf“ treffe nicht die wahren Schuldigen, sondern „einfache Bürger“.

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