Erleichterung für die Energiepreisexplosion: Die Koalition will für 90 Tage ein Ticket für 9 Euro im Monat für den öffentlichen Nahverkehr einführen. Die Länder sollen dafür entsprechende Mittel erhalten, teilten die Spitzen von SPD, Grünen und FDP am Donnerstag nach der Sitzung des Koalitionsausschusses mit.
Landespräsident Steffen Krach (SPD) begrüßte diese Maßnahme, forderte aber gleichzeitig weitere Anreize nach den drei Monaten. „Wenn wir den Nahverkehr nachhaltig stärken wollen, muss er attraktiv bleiben. Das kann zum Beispiel der Preis sein.“
Die Pläne kosten Region 30 bis 35 Millionen Euro
Der Regierungspräsident seinerseits hatte zudem bereits eine Preissenkung für den Nahverkehr in der Region Hannover zum Ausgleich der hohen Energiekosten in Erwägung gezogen und ein 96-Euro-Ticket intern diskutieren lassen. Drei Monate lang sollen Kunden GVH-weit nur 32 Euro im Monat zahlen, was den Haushalt der Region mit elf bis zwölf Millionen Euro belastet hätte. „Natürlich ist das 9-Euro-Ticket viel besser“, sagte Kracht. Nach seinen Schätzungen kostet dieses Angebot den Bund allein für die Region Hannover 30 bis 35 Millionen Euro.
Viele Fragen bleiben
Wann das Ticket kommt, wie es zwischen dem Bund und der Region Hannover berechnet und wie konkret es umgesetzt wird, davon hatte Krach am Donnerstag keine Kenntnis. „Wir müssen die Frage klären, wie wir mit den aktuellen GVH-Abonnenten umgehen, sie dürfen nicht schlechter gestellt werden“, sagte er. Auch was ist mit Inhabern von Monatskarten oder Jobtickets – darauf gibt es noch keine Antworten.
Krach hält weiterhin an seinem Wahlversprechen fest, das 365-Euro-Ticket im GVH einzuführen. Es soll im Laufe des Jahres 2023 kommen, wann genau steht noch nicht fest. „Das 9-Euro-Ticket motiviert uns, unsere Planungen für das 365-Euro-Ticket voranzutreiben.“
Die Bundesregierung plant außerdem eine Energiepreispauschale, eine Senkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe für drei Monate sowie Unterstützungen für Familien und Geringverdiener. Die „Mitte“ der Gesellschaft solle schnell, unbürokratisch und sozial gerecht entlastet werden, hieß es in einem Beschluss der Koalitionsspitzen vom Donnerstag.
Von Andreas Voigt