Anna Netrebkos aktuelles Album „Amata dalle Tenebre“ | NDR.de – Kultur – Musik

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Anna Netrebkos aktuelles Album „Amata dalle Tenebre“ |  NDR.de – Kultur – Musik

Stand: 12.11.2021 12:54 Uhr

Auf ihrem neuen Album „Amata dalle Tenebre“ singt die Sopranistin Anna Netrebko Arien von Komponisten wie Verdi, Wagner und Puccini, begleitet vom Orchester der Mailänder Scala unter der Leitung von Riccardo Chailly.

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4 Minuten

von Marcus Stabler

Die satte Leuchtkraft ihrer Stimme ist eines der Markenzeichen von Anna Netrebko. Das ist auch auf dem neuen Album zu erleben. Ein sinnliches Vergnügen – egal, ob die Sopranistin als Puccinis „Manon Lescaut“ ihre Einsamkeit besingt oder als Wagners Isolde einen ekstatischen Liebestod stirbt.

Das ist großes Opernkino, umrahmt von Riccardo Chailly und dem Orchester der Mailänder Scala mit leuchtender Leinwandpracht. Doch diese strahlenden Highlights sind nur eine von vielen Facetten. Auch Anna Netrebko verwendet ganz andere Farben, wenn sie Frauenfiguren in extremen Gefühlslagen darstellt.

In Lisas Arie aus Tschaikowskys „Pique Dame“ – für mich einer der schönsten Momente – entwickelt sie mitunter einen Brustton mit eher rauen und kehligen Anteilen. Das hat sicherlich etwas mit der russischen Sprache zu tun, ist aber auch ein starkes Ausdrucksmittel, um die Trauer der verlassenen Frau in Musik zu fassen.

Anna Netrebko – nicht immer in Form

Einen besonderen Zauber entfaltet die Sängerin in einigen Pianissimo-Passagen, die Chailly und das Orchester einfühlsam mitflüstern. Wenn Netrebko den Ton überdeckt und dennoch seinen goldenen Schimmer bewahrt: etwa als Elisabetta aus Verdis Don Carlos.

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In solchen Momenten ist die Reife des Timbres zu hören. Und das hat auch seine Kehrseite. In manchen Arien wirkt Netrebkos Stimme stark angestrengt. Wenn sie mit relativer Anstrengung um einzelne Töne kämpft und ihr Vibrato wackelt.

Die Aufnahmen entstanden im Oktober 2020 und April 2021 – und es klingt, als wäre Anna Netrebko während der beiden Sessions in ganz anderer Form gewesen.

Gemischter Eindruck

Netrebko ist nicht in jedem Stil und jeder Sprache gleichermaßen zu Hause. Sie hat ihre Probleme mit den deutschen Texten. Und ob ihr Timbre zu der berührenden Klage aus Purcells „Dido and Aeneas“ passt, darüber lässt sich streiten.

Insgesamt hinterlässt das Album bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Manche Arien sind manchmal etwas schwer zu hören – und in anderen entfesselt Anna Netrebko eine Opulenz und Fülle, die betörend wirken kann.

Amata dalle Tenebre

Zusätzliche Information:
Arien von Richard Strauss, Giuseppe Verdi, Richard Wagner, Francesco Cilea, Gioacomo Puccini, Henry Purcell, Anna Netrebko, Orchestra del Teatro alla Scala, Riccardo Chailly
Etiketten:
Deutsches Grammophon

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue CDs | 14.11.2021 | 15:20 Uhr

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