Die ersten Störche sind in der Region

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Über den Libanon und Ägypten kommen die Weißstörche zu uns nach Teltow-Fläming – und die ersten sind auch schon da.

Der erste Weißstorch wurde am 17. März vom Hobbyfotografen Wilfried Dötzel in Dahlewitz entdeckt. Mindestens ein weiterer ist auch im Landkreis Teltow-Fläming angekommen, wie Bernd Ludwig aus Rangsdorf weiß. „Am 22. März landete ein Weißstorch in Schönhagen bei Trebbin“, sagt er. Viele weitere sollten Ende des Monats oder Anfang April hier eintreffen.

Der Storchenvater aus Rangsdorf

Den Spitznamen trägt der 82-jährige Bernd Ludwig nicht umsonst. Er studiert Weißstörche seit mehr als einem halben Jahrhundert, seit 1959 um genau zu sein. Die erste weltweite Weißstorchzählung fand 1934 statt – insgesamt 1527 Nestpaare wurden damals in Brandenburg gezählt, weiß Bernd Ludwig.

Eine weitere Zählung erfolgte nach dem Krieg, 1958. Für Brandenburg wurden deutlich weniger Nestpaare gezählt, insgesamt 771. Das weckte die Neugier von Bernd Ludwig. „Ich wusste, dass die Zählung unvollständig war“, sagt er. So führte er von 1959 bis 1963 eigene Zählungen in Königs Wusterhausen, Zossen, Fürstenwalde, Beeskow und Seelow durch.

Wie hoch der Weißstorchbestand war, weiß er heute nicht mehr. Eines aber hat er vor allem erreicht: „1964 habe ich die Ornithologen aufgefordert, alljährlich die Weißstörche in Brandenburg zu zählen“, sagt er. Gleichzeitig wurden die Störche bis 1974 beringt, was entscheidende Erkenntnisse liefern würde – etwa über die Zugwege der geflügelten Tiere, sagt Bernd Ludwig.

Die Storchenpopulation ist rückläufig

Wir wissen jetzt zum Beispiel, dass die Weißstörche in Brandenburg zum Überwintern in den Libanon, in den Sudan oder nach Ägypten fliegen, sagt Bernd Ludwig. „Früher sind sie sogar noch weiter geflogen, mehr als 10.000 Kilometer bis nach Südafrika“, sagt er. Allerdings scheint sich dort die Nahrungssituation für die Tiere geändert zu haben, weshalb sie Südafrika nicht mehr ansteuern würden. Generell macht sich der Storchenvater große Sorgen um die Weißstörche.

Laut Bernd Ludwig gab es 2014 in Brandenburg noch insgesamt 1.424 Nestpaare. Im vergangenen Jahr waren es nur noch 1244. Das beunruhigt ihn, denn er prognostiziert auch für dieses Jahr weniger Nestpaare – und vor allem mehr tote Jungtiere. Dafür gibt es mehrere Gründe.

„Die Verluste auf der Ostroute sind sehr hoch. Sie fliegen hier durch Länder, in denen die Strommasten nicht gesichert sind“, sagt er. Viele Vögel würden daran sterben. Die Weißstörche fliegen hierzulande immer nach Südosten – zum Beispiel in den Libanon oder nach Ägypten. Andere Weißstörche, wie die in Thüringen, fliegen eher nach Spanien – in vielerlei Hinsicht scheint dies die bessere Route zu sein.

Störche werden im Libanon und in Ägypten geschossen

„Viele der Weißstörche werden im Libanon oder in Ägypten geschossen. Aus purer Freude am Schießen“, sagt Bernd Ludwig, der auch klagt. Das Mittelmeer grenzt an den Libanon, „aber es gibt keine Aufwinde, die die Störche brauchen. Deshalb fliegen sie über Gebirgszüge im Libanon nach Ägypten“, sagt Bernd Ludwig. Jäger würden dort oben auf den Bergketten auf sie warten – und sie erschießen, das Gleiche passiert in Ägypten.

Gleichzeitig leiden die Tiere unter Klimawandel und Futterknappheit. Wegen des trockenen Bodens hierzulande würden sie zum Beispiel kaum noch Regenwürmer finden. Umso mehr freut sich Bernd Ludwig natürlich über die Vögel, die den Weg hierher finden und denen es gut geht. Ihm zufolge sind etliche unterwegs – er hat bereits einen im Internet in Rumänien und einen in der Türkei gesehen.

Normalerweise würden die männlichen Tiere zuerst ankommen, die Weibchen etwas später – aber sobald die Paare zusammen sind, beginnen sie laut Ludwig sofort mit der Paarung. Und wer weiß – die Population der Weißstörche könnte in diesem Jahr sogar zunehmen.

Von Steve Reutter