Drei Unternehmen kooperieren, um das Holz in der Region zu halten – Neuigkeiten aus dem Westallgäu

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Drei Unternehmen kooperieren, um das Holz in der Region zu halten – Neuigkeiten aus dem Westallgäu

Poschenrieder, Straubinger und Besler engagieren sich in vielfältiger Weise in der Forstwirtschaft. Sie zahlen viel Geld für Regionalität.

Aus Sicht von Peter Straubinger verheißt der sonnige März nichts Gutes. Der auf Waldpflege spezialisierte Unternehmer Opfenbach weiß, dass mit zunehmender Trockenheit und steigenden Temperaturen bald wieder ideale Bedingungen für den Borkenkäfer herrschen werden. Um die Ausbreitung einzudämmen, müssen Waldbesitzer schnell handeln. Um in einer solchen Situation genügend Kapazitäten für den Abtransport und die Weiterverarbeitung zu haben, investieren neben Straubinger zwei weitere Allgäuer Unternehmen insgesamt 1,5 Millionen Euro in neue Fahrzeuge und Maschinen.

Der Borkenkäfer befällt den Wald

Nicht nur der Borkenkäfer befällt den Wald. Stürme wie der jüngste Orkan „Sabine“ im Februar 2020 produzieren immer wieder große Mengen Holz, das möglichst schnell aus dem Wald entfernt und verarbeitet werden sollte. Vor zwei Jahren war das ein großes Problem, denn bei Preisen von 40 Euro oder weniger pro Kubikmeter Holz zeigten die Waldbesitzer wenig Verkaufsinteresse. Mittlerweile sind Preise von teilweise deutlich über 100 Euro pro Kubikmeter zu erzielen.

Um das Holz in dieser Situation schnell verarbeiten zu können, intensivieren drei Unternehmen ihre Zusammenarbeit: Neben Peter Straubinger sind dies die auf Holztransporte spezialisierte Spedition Josef Besler aus Fischen und das Sägewerk Poschenrieder in Schüttentobel ( Gemeinde Grünenbach). Sie verbindet eine gemeinsame Philosophie: „Wir wollen das Holz in der Region halten“, sagt Klaus-Dieter Poschenrieder.

Ansprechpartner für die Waldbesitzer im Westallgäu

Dies kann jedoch nur gelingen, wenn alle Faktoren einer ganzen Kette zusammenpassen. Die große Zahl privater Waldbesitzer in der Westallgäudie ihre Flächen nicht mehr selbst bewirtschaften können, haben seit 2003 in Peter Straubinger einen Ansprechpartner, der die Holzernte bei Käferbefall, nach Sturmschäden oder im Rahmen der anstehenden Waldpflege übernimmt. Er investiert in ein neues Fahrzeug, um künftig noch schneller Holz aus dem Wald zu holen. Denn bei einem Käferbefall besteht die Gefahr einer weiteren Ausbreitung.

Das Fahrzeug ergänzt den Fuhrpark von Josef Bessler. Sein Unternehmen besteht seit 70 Jahren – und seit 50 Jahren übernimmt es den Transport für das Sägewerk Poschenrieder, das wiederum seit 124 Jahren besteht. Dort machte sich die vierte Generation, Timo und Dominic Poschenrieder, Gedanken darüber, wie man Lieferspitzen schneller abarbeiten kann. Der bestehende Rundholzplatz wurde umgebaut. Eine neue Sortier- und Messmaschine ermöglicht die Annahme größerer Holzmengen pro Tag. Bis zu 20 Lkw können nun maximal 500 Festmeter Holz anliefern. Auch in die Fördertechnik und das eigentliche Sägewerk hat das Unternehmen investiert.

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Steigen die Allgäuer Waldbesitzer in den großflächigen Einschnitt?

„Wir wollten in Spitzenzeiten effizienter sein“, sagt Dominic Poschenrieder. Denn in der Vergangenheit waren es mitunter fehlende Transport- oder Verarbeitungskapazitäten vor Ort, die Waldbesitzer im Westallgäu dazu veranlassten, ihr Holz flächendeckend zu verkaufen. Die optimierte Anlieferung und Vorverarbeitung hilft dem Sägewerk, das Sägewerk selbst noch besser auszulasten.

Das Sägewerk Poschenrieder kauft Holz in der Region ein

Schon heute kauft Poschenrieder fast ausschließlich im Umkreis von 25 Kilometern ein – und hat es wegen der vielen privaten Waldbesitzer mit 600 Lieferanten zu tun. Auch das Sägewerk hat seine Kunden überwiegend in der Region. 85 Prozent verkaufen es im Umkreis von 150 Kilometern.

Gerade in Zeiten von teurem Diesel zahlt sich regionale Zusammenarbeit aus, denn lange Transportwege entfallen. Ganz unbeschwert sind die Unternehmer dennoch nicht. Die steigenden Energiekosten sind ein Thema – die unsichere wirtschaftliche Entwicklung durch Corona und den Ukrainekrieg ein anderes.

Intensivieren ihre langjährige Zusammenarbeit (von links): Peter Straubinger, Klaus-Dieter, Dominic und Timo Poschenrieder und Josef Beßler.

Bild: Olaf Winkler

Die drei Unternehmen

  • Peter Straubinger Unternehmen für Forstpflege mit Sitz in Opfenbach. 17 Mitarbeiter, Einschlagsvolumen rund 50.000 Festmeter pro Jahr
  • Sägewerk Poschenried mit Sitz in Grünenbach. Derzeit 30 Mitarbeiter
  • Holztransportunternehmen Besler mit Sitz in Fischen (Oberallgäu). Derzeit drei Mitarbeiter. Transporter für Holzlängen zwischen drei und 20 Metern.