Ein winziges Ding seiner Art | Wissen

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  • vonPamela Dörhofer

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Ein internationales Forscherteam entdeckt die kleinste Schnecke der Welt, die nicht einmal die Größe eines Sandkorns hat.

Angustopila-Psammion misst nur 0,46 bis 0,57 Millimeter und ist damit kleiner als ein durchschnittliches Sandkorn. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Adrienne Jochum vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturkundemuseum in Frankfurt, dem Naturkundemuseum und der Universität Bern hat in Höhlensedimenten aus Vietnam die kleinste bekannte Landschnecke der Welt entdeckt. In Proben aus Laos fanden die Forscher auch eine ebenfalls winzige Schnecke, die ihr Gehäuse mit fein angeordneten Kotkörnern verziert, sie heißt Angustopila coprologos. Ihre Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Contributions to Zoology veröffentlicht.

Die kleinste Landschnecke entdeckten die Wissenschaftler in Höhlensedimenten aus der Provinz Quang Ninh in Nordvietnam. Zuvor hatten sie unter Felsen und in Höhlen gesammelte Proben in einem Wassertank gewaschen. Sie ließen den Schaum, der sich an der Oberfläche gebildet hatte, trocknen. Aus den Überresten haben die Forscher dann die winzigen Schneckenhäuser geborgen.

„Unsere Entdeckung warf sofort die Frage nach den evolutionären Mechanismen auf, die dazu führen, dass manche Schnecken so klein sind“, sagt Adrienne Jochum. Am plausibelsten erscheint es, „dass die winzigen Schnecken bisher unbesetzte Nischen nutzen“. Aufgrund ihrer geringen Größe können sie sowohl auf engstem Raum nach Nahrung suchen als auch Partikel fressen, die für größere Tiere nicht interessant sind.

Zudem bietet die kleine Form den Schnecken den Vorteil, sich vor Fressfeinden verstecken zu können. Sie seien oft so klein, dass sie als Lebensmittel „uninteressant“ seien, sagt Adrienne Jochum. Dass in Zukunft noch kleinere Landschnecken zu finden sein werden, konnten sich die Forscher kaum vorstellen, Angustopila psammion ist bereits an der unteren Grenze.

Angustopila coprologis aus Laos ist mit 0,49 bis 0,58 Millimeter nur unwesentlich größer. Noch ungewöhnlicher als ihre winzige Größe hat sie jedoch eine Besonderheit: Sie schmückt ihr zartes, porzellanartiges Gehäuse mit strahlenförmig angeordneten Kotkörnern, wie Perlen an einer Halskette. Warum tut sie das? Jochum geht nicht davon aus, dass es eine optische Tarnung sein soll, das macht bei so extrem kleinen Schnecken keinen Sinn. Sie vermutet, dass die Tiere den Schmuck benutzen, um Partner anzulocken. Der Kot könnte auch als „Minischwämme“ fungieren, die der Schnecke helfen, „Feuchtigkeit zu speichern und sie vor dem Austrocknen zu bewahren“.