Potsdam (dpa/bb) – In den brandenburgischen Kliniken gibt es keine Anzeichen für eine deutliche Lockerung bei der Aufnahme von Corona-Patienten. Die Zahl der neuen Krankenhauspatienten mit Covid-19 pro 100.000 Einwohner in einer Woche ist nach einem Rückgang am Dienstag (7.03) leicht auf 7,27 gestiegen. Am Montag lag der Wert bei 7,5. Das teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch in Potsdam mit. Die Corona-Warnampel des Landes steht in diesem Bereich noch auf Rot. Der Anteil der Covid-19-Patienten auf den Intensivbetten der Kliniken lag am Dienstag bei 10,8. Die zugehörige Warnleuchte ist gelb.
Die Sieben-Tage-Corona-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag leicht gesunken – von 1446,1 auf 1435,1. Vor einer Woche hatten sich in einer Woche 1.397,4 Menschen pro 100.000 Einwohner neu mit dem Virus infiziert, wie das Gesundheitsministerium aus dem Lagebild des Robert-Koch-Instituts mitteilte.
68,7 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft. Am Dienstag waren 50,7 Prozent aufgestockt. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) zeigte sich erneut besorgt über die geringe Impfbereitschaft. In der vergangenen Woche gab es 16.283 Impfungen. „Das ist ein absoluter Tiefstand der letzten Monate.“ Auch die Impfzahlen für Montag und Dienstag seien äußerst verhalten gewesen, sagte der Minister am Mittwoch im Gesundheitsausschuss. Der inzwischen ausgelieferte Impfstoff Nuvaxovid hat keine Trendwende gebracht. „Er ist verfügbar, aber nicht gefragt.“ Bis Dienstag gab es 420 Impfungen mit dem Impfstoff. Das Land hatte es daher für alle freigegeben, nicht nur für das Gesundheitswesen.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Land steigt – die meisten Corona-Beschränkungen dürften aber ab dem 20. März fallen. Aus Sicht der Mikrobiologin am Carl Thiem Klinikum in Cottbus (CTK), Heidrun Peltroche, ist das Tragen von FFP2-Masken eine gute Möglichkeit, das Virus nicht weiter zu verbreiten. Im rbb-Inforadio warnte sie zudem, dass die Impfquote vor allem in den östlichen Bundesländern sehr niedrig sei. Sie plädierte daher für eine erweiterte Impfpflicht, um den Kreislauf neuer Wellen und Einschränkungen zu durchbrechen.
Nonnemacher sieht bei den Flüchtlingen aus der Ukraine ein hohes Risiko für Corona-Infektionen. „Es ist zu befürchten, dass es bei dem derzeit hohen Infektionsdruck natürlich zu vielen positiven Tests kommen wird.“ In der Ukraine sind nur 37,5 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Hinzu kommt die Flucht in teilweise beengten Zügen, Bussen, Kleinbussen und die Unterbringung in Massenunterkünften. Betroffene sollten schnellstmöglich geimpft werden.
Der Mikrobiologe am CTK sagte, dass die niedrige Impfquote der ankommenden Kriegsflüchtlinge das Gesundheitssystem vor besondere Herausforderungen stelle. Aber schon 2015 wurde auf eine große Zahl von Ankommenden reagiert, und die Ständige Impfkommission hatte dafür Richtlinien erlassen. Mit Blick auf die Ukraine seien Kinderlähmung, Masern und Tuberkulose Probleme, sagte Peltroche.
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