Er erinnert sich noch an einen kaputten Transport, in dem 320 Tiere zusammengepfercht waren. Von Weißwedelhirschen über russische Kampfgänse bis hin zu einem vier Wochen alten Baumwolltamarin-Baby – eine Art, die vom Aussterben bedroht ist.
„In Tschechien kann man Tiere aller Couleur kaufen, von der Ameise bis zum Zebra, das ist vollkommen legal, auch wenn die Zuchtbedingungen fragwürdig sind“, sagt Brucker. In den Benelux-Staaten hingegen ist der Handel mit Tieren stark eingeschränkt. „In Belgien gibt es zum Beispiel eine Positivliste erlaubter Tiere. Das weckt Begehrlichkeiten bei Leuten, die etwas anderes wollen als auf der Liste. Die Preise sind entsprechend hoch, denn was illegal ist, ist teuer.“
Es zieht das Geld an
Und wo Geld zu verdienen ist, sind Kriminelle nicht weit. Wie groß die Gewinnmargen sind, lässt dieses Beispiel erahnen: Ein Welpe kostete laut Brucker im vergangenen Jahr in Osteuropa zwischen 50 und 80 Euro. Es wurde in Westeuropa für bis zu 4000 Euro verkauft – natürlich unter Umgehung des Staates und seiner Finanzämter.
„Das ist wie ein schwarzes Loch, wo tausende Tiere aus Osteuropa in die Benelux-Staaten gepumpt werden, immer unter unerträglichen Bedingungen durch Deutschland“, stimmt Markus Baur zu. Er ist Leiter der Reptilienauffangstation in München, wo der Puma im Stamm ein vorübergehendes Zuhause gefunden hat.
Obwohl es in Deutschland Vorschriften für die Zucht, den Handel und den Transport von Tieren gibt, bleiben die Lieferungen oft unbemerkt. Und wenn jemand erwischt wird, sind die Strafen vergleichsweise mild: Laut Brucker handelt es sich fast immer nur um eine Ordnungswidrigkeit, nur sehr selten lassen sich Straftaten nachweisen.
Was tun mit den Tieren?
Viele beschlagnahmte Tiere werden gar nicht erst wieder abgeholt. Das könnte nun auch dem Puma passieren. Das Problem: Wohin mit dem Weibchen? „Wir können ihr nicht das bieten, was sie für ein dauerhaftes Leben braucht“, betont Baur. Außerdem sperrte Penelope mehrere Räume und zwei Außengehege.
Das Team hat deshalb bereits eine vorsorgliche Suche durchgeführt. Ein Zoo wäre eine Option, aber: „Wir haben den Eindruck, dass sie schon das eine oder andere Verhaltensproblem hat, das ist natürlich ein Problem für Zoos“, sagt Baur. Penelope sei nach ihrer Ankunft „wie durchbohrt an einer Mauerlänge von anderthalb Metern hin und her gerannt, und das stundenlang“. Sie muss sich erstmal beruhigen. Doch Baur ist zuversichtlich: „Wir haben sehr gute Karten, dass eine andere Tierschutzeinrichtung, die solchen Tieren das Brot der Gnade gibt, die Katze übernehmen könnte.“
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten