Novavax-Impfstoff galt als Hoffnungsträger – jetzt will ihn kaum noch jemand

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Novavax-Impfstoff galt als Hoffnungsträger – jetzt will ihn kaum noch jemand

Erste Bundesländer haben am vergangenen Wochenende den neuen Impfstoff namens Nuvaxoxid verabreicht, weitere folgten im Laufe der Woche. Zuletzt zählte das Robert-Koch-Institut (RKI) fast 15.000 Dosen Nuvaxoxid, die als Erstimpfung verabreicht wurden.

Bei dem Impfstoff des US-Herstellers handelt es sich um einen Proteinimpfstoff – eine andere Technologie als die bisher meist verwendeten mRNA-Präparate von Pfizer/Biontech und Moderna, vor denen manche Bedenken haben.

Dies sollte den Novavax-Impfstoff zu einer Alternative für diejenigen machen, die Vorbehalte gegenüber mRNA-Impfstoffen haben. Pflegekräfte, die noch nicht geimpft sind, haben wiederholt erklärt, dass sie auf einen inaktivierten Impfstoff warten würden. Aber ob dies eine Breitenwirkung haben wird, ist nicht sicher. Rückblickend auf die ersten Impftage mit Nuvaxoxid meldet der Deutsche Städtetag wenig Interesse an der Substanz. „Wir haben noch keinen Run auf den neuen Novavax-Impfstoff in den Impfzentren beobachtet“, sagte Geschäftsführer Helmut Dedy den Zeitungen der „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND).

Ungeimpfte immer noch „schwer zu überzeugen“

Wie aus den Kommunen zu hören ist, bekommen die Impfstellen derzeit die Termine nicht voll. Der neue Impfstoff wird in Impfzentren geimpft und von mobilen Impfteams abgegeben. In einigen Bundesländern ist es bereits in Arztpraxen erhältlich. Aber auch dort scheint es keine erhöhte Nachfrage zu geben.

„In den Praxen gibt es bislang nur vereinzelte Anfragen von Patienten zum Novavax-Impfstoff“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem RND. Weigeldt weiter: „Ob der neue Impfstoff zu einer signifikanten Steigerung der Durchimpfungsraten führt, ist nach derzeitigem Stand zumindest fraglich.“ Ungeimpfte seien weiterhin „schwer zu überzeugen“.

Vor einigen Wochen war die Hoffnung noch groß, dass der neue Impfstoff nun auch diejenigen erreicht, die bisher mit dem Impfen gezögert hatten: Die Nachfrage vor Ort war bereits groß, die „Nachrichten“ Etwa vier Wochen vor Beginn der Impfung gemeldet. Ab dem 24. Januar konnten sich Menschen in Rheinland-Pfalz für eine Impfung mit Nuvaxoxid anmelden, 9139 Menschen hatten dies bereits innerhalb der ersten vier Tage getan – das sind so viele Anmeldungen für eine Erstimpfung wie in den vergangenen drei Monaten zusammen.

Novavax ein Game Changer? Unglücklicherweise nicht“

Laut einer Modellrechnung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein soll Nuvaxovid die Zahl der Erstimpfungen nicht erhöhen. „Ist der Impfstoff ein Game Changer? Leider müssen wir nein sagen“, sagte Datenanalyst Miguel Tamayo, der die Zahlen erläuterte.

Im KV Nordrhein-Gebiet gibt es über eine Million Ungeimpfte über 18 Jahre. Laut Umfragen einer bundesweiten Studie hätten sich 16 bis 20 Prozent der Ungeimpften nicht impfen lassen, weil sie mRNA-Impfstoffen nicht vertrauten oder weil sie es vorzogen mit Nuvaxovid geimpft werden. Das wären 170.000 bis 211.000 zusätzliche Impfungen. Damit würde die Erstimpfungsrate um 1,75 auf 2,18 Punkte steigen. „Das würden wir ohne Novavax in drei Wochen schaffen“, erklärte Tamayo.

Lauterbach spricht von „Hetze“

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich pessimistisch. Das Präparat könne derzeit „nicht wirklich erfolgreich“ geimpft werden. „Natürlich versuchen wir es, wir kämpfen dafür“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend in einer Online-Diskussion der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Mittlerweile ist aber die „Aufstachelung“ zu diesem Impfstoff durch Impfgegner in den sozialen Medien so weit fortgeschritten, dass man ihn nicht wirklich einordnen kann. Nur durch eine allgemeine Impfpflicht lassen sich deutliche Fortschritte erzielen.

Helmut Dedy vom Deutschen Stadtrat ist hoffnungsvoller. Trotz seiner negativen Ausgangsbilanz betonte er gegenüber dem RND: „Es ist aber noch zu früh, um Schlüsse aus der Zurückhaltung der ersten Tage zu ziehen. Wir wollen noch mehr Menschen dazu bringen, sich gegen Corona impfen zu lassen.“ Der Novavax-Impfstoff habe das Potenzial, „die Menschen zu erreichen, die den bisherigen Corona-Impfstoffen skeptisch gegenüberstehen“.

Wer wird mit Novavax geimpft?

Nuvaxoxid wurde von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Personen ab 18 Jahren empfohlen. Im Abstand von etwa drei Wochen sollten zwei Dosen Grundimmunisierung gegen das Virus geimpft werden, hieß es. Der Impfstoff geht zunächst an die Menschen, die von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht betroffen sind, die ab dem 16. März gelten soll. Dafür sind 75 Prozent des verfügbaren Volumens eingeplant.

Weitere 20 Prozent werden Personen vorbehalten, denen medizinisch eine Unverträglichkeit gegenüber den bestehenden mRNA-Impfstoffen attestiert wurde. Fünf Prozent der Dosen stehen dann der Allgemeinheit zur Verfügung.