Präsidentschaftswahlen in Frankreich – alles, was Sie jetzt wissen müssen

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Präsidentschaftswahlen in Frankreich – alles, was Sie jetzt wissen müssen
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Von: Caroline Schäfer

Das französische Staatsoberhaupt wird im April gewählt. Alles Wissenswerte zu den Präsidentschaftswahlen in Frankreich auf einen Blick.

Paris – Die Präsidentschaftswahlen in Frankreich stehen an. Am 10. April 2022 gehen die französischen Wähler zur Wahl. Anders als in Deutschland wird das Staatsoberhaupt in der französischen Nation direkt von den Wahlberechtigten gewählt. Wahlberechtigt sind alle Bürgerinnen und Bürger, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und in den Wählerverzeichnissen eingetragen sind. Nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera sind rund 48 Millionen Menschen wahlberechtigt.

Präsident wird nur, wer im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen erhält. Gelingt dies nicht, findet am 24. April 2022 eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten statt, die bis dahin die meisten Stimmen erhalten haben. Seit 1965 wird die Entscheidung nicht im ersten Wahlgang, sondern erst in der Stichwahl getroffen.

Präsidentschaftswahl in Frankreich: Das sind die Kandidaten

Um bei den französischen Wahlen zu kandidieren, müssen einige Herausforderungen gemeistert werden. Sie müssen vorerst 500 Unterschriften von gewählten Vertretern wie Parlamentariern oder Bürgermeistern sammeln, die die Kandidatur unterstützen.

Bis zum 4. März 2022 mussten die Unterschriften von Frankreichs höchstem Gericht beglaubigt werden. Insgesamt zwölf Kandidaten haben es geschafft und kandidieren für die Präsidentschaftswahl 2022:

  • Emmanuel Macron (La Republic in Marche)
  • Marine Le Pen (Rassemblement National)
  • Jean-Luc Mélenchon (La France insoumise)
  • Nicolas Dupont-Aignan (Debout la France)
  • Philippe Poutou (Nouveau Parti Antikapitaliste)
  • Nathalie Arthaud (Lutte Ouvriere)
  • Anne Hidalgo (Sozialistische Partei)
  • Yannick Jadot (Europäische Ökologie – Les Verts)
  • Jean Lassalle (Widerstände)
  • Valerie Pécresse (Les Republicains)
  • Fabien Roussel (Parti Communiste Français)
  • Eric Zemmour (Reconquete)

Frankreich-Wahl 2022: Das sagen die Umfragen

Bisher zeigt sich ein klarer Trend bei den Umfragewerten. Die Wähler in Frankreich erwarten, dass der derzeitige Präsident Emmanuel Macron und Marine Le Pen, das Gesicht des rechtsextremen Rassemblement National, am 24. April 2022 in einer Stichwahl gegeneinander antreten werden.

13.749 Personen wurden von Cevipof, einem politischen Forschungszentrum der Sciences Po Paris, für eine Umfrage im Rahmen der Präsidentschaftswahlen befragt. Die Umfrage fand zwischen dem 10. und 14. März 2022 statt. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Macron die Nase vorn hat. 29 Prozent der Wähler würden ihm ihre Stimme geben. Le Pen, der zum dritten Mal antritt, kommt auf 16 Prozent.

Ein Unterstützer der regierenden zentristischen Partei La Republique En Marche (LREM) hängt in der westfranzösischen Stadt Rennes Wahlkampfplakate des französischen Präsidenten und LREM-Kandidaten für die Wiederwahl von Emmanuel Macron auf. © Damien Meyer/afp

Präsidentschaftswahl 2022 in Frankreich: Duell Macron-Le Pen zeichnet sich ab

Bereits bei der letzten Präsidentschaftswahl 2017 kam es zu einem Duell zwischen Macron und Le Pen. Im ersten Wahlgang konnten die Favoriten Macron, damals Neuling in der Politik, und Le Pen nicht überzeugen. Demnach traten sie am 7. Mai 2017 in die Stichwahl ein. Nach einer Fernsehdebatte, die Macron für sich entscheiden konnte, gewann er die Stichwahl mit 66,1 Prozent. Le Pen erhielt nur 33,9 Prozent der Stimmen. Emmanuel Macron wurde zum ersten Mal französischer Präsident.

Nach Macron und Len Pen liegt Éric Zemmour laut aktuellen Umfragen mit 13 Prozent auf Platz drei. Zemmour musste aufgrund seiner pro-russischen Haltung einige Wähler verlieren. „Dramatische Ereignisse wie Kriege schwächen Kandidaturen, die wenig politisches Kapital haben. Zemmour ist ein Neuling in der Politik und er hat einen schweren Fehler begangen, als er sagte, er würde keine ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen. Es ließ ihn herzlos erscheinen“, sagte Bruno Cautrès, Politikforscher bei Sciences Po Paris, gegenüber Al Jazeera.

Jean-Luc Mélenchon, der oft als letzte Hoffnung der Linken bezeichnet wird, folgt in der Beliebtheitsskala mit 12 Prozent knapp dahinter. Valérie Pécresse, Präsidentin des Regionalrats der Region Île-de-France und konservative Politikerin, hat 10,5 Prozent der Stimmen. Alle anderen der zwölf Kandidaten liegen deutlich unter 10 Prozent der Umfragestimmen:

  • Yannick Jadot – 7 Prozent
  • Fabien Roussel – 4 Prozent
  • Anne Hidalgo – 2,5 Prozent
  • Jean Lassalle – 2 Prozent
  • Nicolas Dupont-Aignan – 2 Prozent
  • Philippe Poutou – 1,5 Prozent
  • Nathalie Arthaud – 0,5 Prozent

Frankreich-Wahl 2022: Ukraine-Krieg beeinflusst Umfragewerte

Die Folgen des Ukraine-Krieges wirken sich auch auf die Wahlen in Frankreich im Jahr 2022 aus. „Der Krieg in der Ukraine hat die Vorschläge der Kandidaten zu wichtigen Themen in den Mittelpunkt der Debatten gerückt“, wurde Laure Cometti, eine erfahrene politische Journalistin, von Al Jazeera zitiert . Themen wie die Abhängigkeit Frankreichs und der Europäischen Union von russischen Energie- und Lebensmittellieferungen wurden angesprochen. Das kommt bei den Wählern gut an.

Die Ergebnisse bisheriger Umfragen und die Stimmung in Frankreich deuten daher auf eine Stichwahl zwischen Macron und Le Pen hin. Fest steht: „Der aktuelle Kontext spricht für Macron“, sagt Cometti. Der amtierende Präsident profitiert davon, dass die Wähler wissen, wie man mit Krisen umgeht. Bestes Beispiel dafür ist die Corona-Pandemie und der Erhalt der französischen Wirtschaft.

„Emmanuel Macron ist es dank seiner pro-europäischen und fortschrittlichen Botschaft gelungen, Wähler aus der linken Mitte zu gewinnen, die früher für die Sozialistische Partei gestimmt haben. An der Wirtschaftsfront hat er eine wirtschaftsfreundliche Politik verfolgt, um Wähler von der Rechten wegzulocken“, sagte Hugo Drochon, Professor für politische Theorie an der Universität Nottingham, gegenüber dem Nachrichtensender Al Jazeera. Inzwischen hat sich eine „neue Kluft zwischen der Mitte und den Extremen aufgetan. Das hat den traditionellen Parteien sowohl links als auch rechts geschadet“, fügte Drochon hinzu.

Es bleibt abzuwarten, wie der erste Wahlgang in Frankreich am 10. April 2022 ausfallen wird und ob die Rechtsextremistin Marine Le Pen in der anschließenden Stichwahl wirklich Macrons Herausforderin sein wird. (Käse)