Soziales Phänomen: Das bedeutet der Begriff fomo

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Soziales Phänomen: Das bedeutet der Begriff fomo
  • ​​​​​​Viele Menschen haben Angst, wichtige Ereignisse zu verpassen.
  • Diese Angst, auch bekannt als „fear of missing out“ – kurz Fomo – wird durch die Nutzung von Social Media oft noch verstärkt.
  • Im Artikel erklären wir, wie Fomo entsteht, welche Symptome damit einhergehen und mit welchen Maßnahmen Sie dagegen vorgehen können.

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Der Lieblingskollege reist gerade durch Südostasien und postet Bilder von Balis Traumständen auf Facebook. Der Kollege, der mit dem Koch in einem angesagten Restaurant zu Mittag isst, kommentiert sein Instagram-Foto mit dem Hashtag #workhardplayhard. Als ob das nicht genug wäre, muss der Bruder auch allen via TikTok sagen, wie „geil“ das neue Auto in den Kurven ist.

Wenn man durch die Bilder- und Videoflut blättert, kann man von einem solchen Leben nur träumen. Denn Sie liegen selbst im Bett und das schönste Gefühl ist, wenn auf den großen Streaming-Plattformen eine neue Folge Ihrer Lieblingsserie erscheint. Sonst fühlt man sich einfach schlecht.

Das Gefühl, das Sie in diesem Moment verspüren, nennt sich „Angst vor dem Verpassen“ – die Angst, etwas Elementares zu verpassen. Hinzu kommt das Gefühl, dass andere Menschen ein erfüllteres und damit besseres Leben führen. Eng damit verbunden ist das Bestreben, mit anderen Menschen in ständigem digitalen Kontakt zu bleiben, um immer zeitnah zu erfahren, was sie gerade tun. In den sozialen Medien wird Fomo meist nur abgekürzt genannt.

Nehmen Sie in Echtzeit am Leben anderer teil

Diese Angst ist nicht neu – schon immer war der Mensch neidisch auf den Besitz oder das vermeintlich bessere Leben seiner Mitmenschen. Doch dieser Effekt scheint sich mit der Digitalisierung verstärkt zu haben.

Ob pompöse Hochzeit, Einzug in ein neues Zuhause oder rauschende Babyparty: Durch die ständige Nutzung von Social Media können Menschen in Echtzeit am Leben anderer teilhaben, auch wenn sie diese gar nicht persönlich kennen. Die Sorge, nicht mehr mithalten zu können oder gar etwas zu verpassen, wächst. Das löst Stress aus. Viele Menschen quälen sich mit Selbstzweifeln: Ist das eigene Leben wirklich so langweilig?

Denn ein „Einfach zum Wertstoffhof fahren, altes Sofa entsorgen“-Post kann nicht mit den durchgestylten Profilen und Stories von Freunden oder mehr oder weniger bekannten Influencern mithalten.

Glänzender Schein kann Depressionen auslösen

Viele Fotos und Videos, die Sie von Influencern sehen, sind stark bearbeitet oder komplett gefälscht. Mit der Realität haben sie oft wenig zu tun. Dennoch wird bei jedem Video, jedem Foto das eigene Leben als Vergleich herangezogen – und hält dann dieser perfekten Inszenierung der anderen nicht stand.

Ein Studie der Cardiff University of Wales hat gezeigt, dass jeder fünfte Teenager durch die vermehrte Nutzung von Social Media unter Schlafdefizit leidet.

Diese glanzvolle Scheinwelt kann bei vielen Menschen Frust auslösen – so sehr, dass es neben Schlafstörungen sogar zu innerer Unruhe und im schlimmsten Fall zu depressiven Verstimmungen kommen kann.

Spektakulär, schön, unberührt. Der inszenierte Urlaubsschnappschuss sollte heute in den sozialen Medien nicht mehr fehlen. Viele idyllische Orte gewinnen auf diese Weise an Popularität – nicht immer zur Freude der Anwohner. Denn Müll und Touristenhorden zerstören die Ruhe und Beschaulichkeit. Auch wenn die Bilder meist etwas anderes suggerieren: Sie sind oft mehr Schein als Sein!

Gibt es besonders Fomo-anfällige Menschen?

Grundsätzlich kann das Phänomen jeden in jeder Altersgruppe treffen. Allerdings weisen US-Studien darauf hin, dass die Angst, etwas zu verpassen, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auftritt, da sie besonders viele Stunden vor ihrem Smartphone oder Computer verbringen und daher eine auffällig hohe Social-Media-Nutzung aufweisen.

Forscher der Universitäten Carleton und McGill haben in einem gefunden lernen fanden heraus, dass Fomo unabhängig vom Persönlichkeitstyp auftritt. Neurotische und extrovertierte Menschen sind nicht besonders prädisponiert für „Angst, etwas zu verpassen“. Fomo hingegen empfinden überdurchschnittlich häufig diejenigen, die mit ihrer Lebenssituation unzufrieden sind und deren Bedürfnisse nach Liebe und Respekt nicht befriedigt werden. Besonders schwerwiegend: Infolgedessen verlieren diejenigen, die unter dieser Angst leiden, die Fähigkeit, Dinge zu genießen.

Symptome für Fomo

  • Fällt es dir schwer, dich auf deine Arbeit, dein Studium oder deine Schule zu konzentrieren, weil du ständig online sein musst?
  • Fühlen Sie sich unruhig oder nervös, wenn Sie nicht wissen, was Ihre Freunde (möglicherweise ohne sie) tun?
  • Planen Sie schon, welche Posts Sie später auf welchem ​​Social-Media-Kanal teilen, während Sie mit Freunden etwas unternehmen?
  • Können Sie Ihr Smartphone auch in Gesellschaft oder während des Essens nicht aus der Hand legen und haben das Bedürfnis, einfach mal kurz Ihre Social Media zu checken?
  • Vergleichst du dein Leben mit dem von Bekannten, Freunden oder Social-Media-Stars und befürchtest, dass es dir schlechter geht?
  • Haben Sie das Gefühl, während der Fahrt auf Ihr Smartphone schauen zu müssen?

Können eine oder mehrere der Fragen mit ja beantwortet werden, sind dies Hinweise auf fomo. Hier ist Vorsicht geboten: Die „Angst etwas zu verpassen“ kann sich zu einer krankhaften Social-Media-Sucht entwickeln.

Auf der Website des Vereins für Mediensucht eV Sie können testen, ob Ihr eigenes Medienverhalten gesund ist.

Wenn Sie das Gefühl haben, von sozialen Medien abhängig zu sein, ist es eine gute Idee, professionelle Hilfe zu suchen, z. B. einen Psychotherapeuten oder Psychologen. Denn wenn Sie eine Mischung aus allgemeiner Unzufriedenheit und der Angst, etwas zu verpassen, verspüren, können Sie schnell in eine Spirale aus Angst und Depression geraten. Das Gefühl, durch Social-Media-Konsum anderen Menschen näher zu kommen, kann einen noch einsamer machen.

Wenn Ihr Kind möglicherweise von Fomo betroffen ist, können Sie zum gehen Website des Elternratgebers „Look“ informieren.

Erste Schritte gegen die Angst

Wenn Sie zunächst selbst aktiv werden wollen, ohne auf fremde Hilfe zurückzugreifen, gibt es ein paar Tricks, die Ihnen dabei helfen können, den Alltag besser zu meistern.

Social-Media-Entgiftung:

Ein erster Schritt kann sein, feste Handypausen in den Alltag zu integrieren. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird das Smartphone entweder in eine Box gelegt und nur noch im Notfall genutzt. Oder Sie schalten es gleich bis zum nächsten Morgen aus.

Spezielle Apps:

Achten Sie auf Ihren Social-Media-Konsum. Google- und Apple-Geräte haben bereits eine Übersicht, die Ihnen zeigt, wie viel Zeit Sie am Handy verbringen. Auch diverse Apps wie „AppBlock – fokussiert bleiben“, „HelpMeFocus“ oder „Menthal“ können helfen, die Nutzung von Social Media zu reduzieren.

Tagebuch der Dankbarkeit:

Schreibe jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist. Das kann ein nettes Kompliment gewesen sein, ein freundlicher Blick in einer stressigen Situation oder einfach die Freude über gutes Wetter. Jeder noch so kleine Gedanke zählt und kann das Stresslevel senken.

Freundschaften pflegen:

Hängen Sie nicht stundenlang an Ihrem Handy. Treffen Sie sich aktiv mit Freunden oder der Familie. Wenn niemand Zeit hat, ist das der perfekte Moment, um ein altes Hobby wieder aufzugreifen. Oder besuchen Sie eine Veranstaltung wie eine Tanznacht, einen Kochkurs oder eine Weinprobe, bei der Sie Gleichgesinnte treffen können. Auch hier können wunderbare Freundschaften entstehen.

Kontakt Krankenkasse:

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse, ob sie spezielle Seminare oder Workshops anbietet, in denen Sie lernen, wie Sie die Social-Media-Nutzung und den Internetkonsum besser steuern können.

Verwendete Quellen:

  • Baker, Zachary & Krieger, Heather & LeRoy, Angie: Angst, etwas zu verpassen. Beziehungen zu Depressionen, Achtsamkeit und körperlichen Symptomen. In: Translational Issues in Psychological Science, 2016/2.
  • Burnell, Kaitlyn & George, Madeleine & Vollet, Justin & Ehrenreich, Samuel & Underwood, Marion: Passive Social-Networking-Site-Nutzung und Wohlbefinden. Die vermittelnde Rolle des sozialen Vergleichs und die Angst, etwas zu verpassen. In: Cyberpsychologie. Journal of Psychosocial Research on Cyberspace. 3/2019.
  • Milyavskaya, Marina & Saffran, Mark & ​​Hope, Nora & Koestner, Richard: Angst, etwas zu verpassen: Prävalenz, Dynamik und Folgen des Erlebens von FOMO. In: Motivation und Emotion, 42/2018.
  • IONOS: Angst vor dem Verpassen (FOMO): Definition, Ursache und Ausweg
  • Techniker Krankenkasse: „FOMO“ – Die Angst, etwas zu verpassen

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