Suwalki Lücke – Meinung – SZ.de

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Suwalki Lücke – Meinung – SZ.de

Ob in der Zahnreihe oder im Lebenslauf, Lücken werden meist als Problem empfunden. So auch die Suwalki-Lücke. Ein fast schon poetischer Begriff für etwas so Prosaisches wie eine Grenze zwischen EU-Staaten, nämlich die zwischen Polen und Litauen. Benannt ist die Lücke nach der polnischen Grenzstadt Suwałki, Geburtsort des Regisseurs Andrzej Wajda und der Freiheitskämpferin Aleksandra Piłsudska. Die rund 100 Kilometer sind nicht nur Litauens Landverbindung zum Rest der EU und zu den Nato-Partnern, sondern auch zum gesamten Baltikum, einschließlich Lettland und Estland. Positiv gesagt ist die Lücke das Tor zum Westen. Auf der negativen Seite ist dieses Ziel ein Engpass. Es grenzt im Norden und Süden an Kaliningrad in Russland und Weißrussland. Über diese Grenze muss die NATO im Verteidigungsfall Truppen und Panzer in die baltischen Staaten bringen: Es gibt zwei Straßen und eine Eisenbahnlinie. Militärexperten warnen, Russland und Weißrussland könnten die Landverbindung besetzen – das Baltikum wäre isoliert. Zumal damit zu rechnen sei, dass Russland beispielsweise den Seeweg nach Polen abschneidet. Die Ostsee-Nachbarn Finnland und Schweden sind nicht in der NATO. Laut US-Analysten wäre eine russische Besetzung des Spalts mehr als eine strategische Bedrohung: Es wäre der Beginn eines Krieges.