Pforzheim. Oberbürgermeister Peter Boch nahm das Walking Cross of Nails von Coventry von Roland Ganninger vom Nagelkreuzzentrum Pforzheim entgegen. Das Kreuz wird jeweils zu Beginn des neuen Jahres an die Stadt Pforzheim übergeben und ist bis zum 23. Februar im Neuen Rathaus ausgestellt. Es erinnert an die Bombardierung Großbritanniens durch deutsche Bomber während des Zweiten Weltkriegs und gilt als Symbol brüderlicher Verbundenheit und landesweiter Versöhnung nach dem Krieg.
Beitrag zum Frieden
Das Nagelkreuz stammt aus der englischen Stadt Coventry, die ebenso wie Pforzheim bei einem Luftangriff schwer beschädigt wurde. „Es ist ein großes Privileg, in Frieden aufwachsen und leben zu können. Für die ältere Generation war Krieg ein unfreiwilliger Teil ihres Lebens und ist leider immer noch an vielen Orten dieser Welt präsent. Deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, die wertvolle Arbeit des Nagelkreuzzentrums zu unterstützen und so einen Beitrag zu Frieden und Versöhnung zu leisten“, so Boch.
„Nie wieder“
Dankbar ist Ganninger auch, dass das Wandernagelkreuz auch dieses Jahr wieder ausgestellt wird. Er erinnerte sich an seinen Besuch in Coventry vor einigen Jahren, als ein junges Mädchen beim Anblick der zerstörten Kathedrale zu ihm sagte: „Aber Mr. Ganninger, es ist nicht unsere Schuld.“ Er antwortete: „Natürlich ist es nicht deine Schuld, auch ich kann nichts dafür. Aber wir alle können etwas dagegen tun, wenn wir uns nicht der Verantwortung und Aufgabe stellen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“ Der Fokus der Arbeit des Nagelkreuzzentrums Pforzheim liegt daher auf der jüngeren Generation.
Am 14. November 1940 wurde die Kathedrale der Stadt bei einem Luftangriff auf Coventry zerstört. Der damalige Domprobst Richard Howard ließ aus drei großen Zimmermannsnägeln vom Dach der zerstörten Kathedrale ein Kreuz anfertigen. Das ursprüngliche Nagelkreuz ist seitdem in der neuen Kathedrale von Coventry untergebracht. Als Symbol der gemeinsamen Verantwortung für den Frieden wurden Repliken in viele andere vom Krieg betroffene Städte gebracht. So entstand ein weltweites Netzwerk, das sich für Frieden und Versöhnung einsetzt. Eines dieser Nagelkreuzzentren befindet sich in Pforzheim und betreut insgesamt drei Kreuze.
Drei Exemplare
Ein Kreuz ist seit 1992 in Huchenfeld ausgestellt, ein weiteres seit 2005 in der Stadtkirche. Das dritte Beispiel in Pforzheim ist das sogenannte Wandernagelkreuz. Sie steht jedes Jahr bis zum 23. Februar im Erdgeschoss des neuen Rathauses und wechselt dann jedes Jahr den Standort, um den Gedanken des Friedens und der Versöhnung an verschiedene Orte und Institutionen zu tragen. Aufgrund der Pandemie verbleibt sie aber noch ein Jahr in der Friedensgemeinde Pforzheim.