Wie bereitet sich die Polizei darauf vor?
Am kommenden Montag wird in Pforzheim neben der größten Corona-Demonstration des Landes eine Menschenkette aufgebaut. Was wollen die Veranstalter erreichen und warum ist die Aktion keine „Gegendemonstration“?
Foto: Felix Puppe
Zu Tausenden zogen sie in den vergangenen Wochen durch die Pforzheimer Innenstadt: die Gegner der aktuellen Corona-Regeln und einer möglichen Impfpflicht. Seit vergangener Woche treffen sich die Gegner nicht mehr auf dem Waisenhausplatz vor dem Theater, sondern auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.
Für den kommenden Montag hat das Bündnis „Keep Together“ nun zu einer „Menschenkette für die Demokratie“ auf dem Waisenhausplatz aufgerufen. Für Gerhard Baral vom Bündnis ist eines besonders wichtig: Die Aktion ist keine Gegendemonstration zu den bisherigen Protesten, sondern ein Zeichen der Solidarität.
Die Ängste der Menschen müssten ernst genommen werden, sagte Baral. Ihm geht es daher vor allem um den Dialog untereinander. „Die Pandemie ist nicht der Politik geschuldet, sondern diesem Virus.“
Antisemitismusbeauftragter spricht sich für Dialog aus
Dennoch kritisiert das Bündnis die Demonstranten. Auf ihrem Zug passieren die Corona-Gegner auch den Synagogenplatz. Mit den Trommeln ähnelten die Demonstranten Aufmärschen, die an das „dunkelste Kapitel deutscher Geschichte“ erinnerten, so das Bündnis.
Bei anderen Demonstrationen gegen die Corona-Regeln haben die Demonstranten immer wieder antisemitische Vergleiche aus der NS-Zeit verwendet. „Für die Betroffenen ist es unerträglich, dass zum Beispiel der Judenstern damit in Verbindung gebracht wird“, sagt Baral.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Pforzheim und Mitglied des Bündnisses, Rami Suliman, hat deshalb den Antisemitismusbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, eingeladen. „Herr Blume ist sehr gut im Dialog und bringt Menschen zusammen“, erklärt Baral. Blume tritt als Redner auf dem Waisenhausplatz auf.
Ab 18 Uhr will das Bündnis während der Corona-konformen Aktion mit einer Menschenkette zwischen Stadttheater und Kongresszentrum antreten. Die Teilnehmer sollten einen Schal oder ein Tuch mitbringen, um die Abstände zwischen den Personen anzuzeigen. Ähnliche Ketten gab es in den vergangenen Wochen auch in Karlsruhe und anderen Städten in Baden-Württemberg.
Auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast will mitmachen, wie sie am Donnerstag mitteilte. „Ich finde es absolut richtig, dass sich ein zivilgesellschaftliches Bündnis organisiert, um den sehr besorgniserregenden Entwicklungen in sogenannten ‚Walks‘ entgegenzuwirken.“
Die Pforzheimer Polizei bereitet sich bereits auf die zweite Demonstration vor. „Das Betriebskonzept wurde entsprechend angepasst, um auf die neue Situation reagieren zu können“, sagt Sprecher Michael Wenz.
Die zusätzliche Versammlung ändert seines Wissens nach nichts an der Route der Corona-Demonstranten. Diese ziehen vom Marktplatz über die Östliche-Karl-Friedrich-Straße und die Deimlingstraße in die Zerrennerstraße. Dort passieren sie auch den Waisenhausplatz, wo sich das Bündnis versammeln will.
Banner am Stadttheater hängt noch
Am Waisenhausplatz hat das Stadttheater Pforzheim kürzlich seine Position zum Thema Impfen mit einem Transparent mit der Aufschrift „Impfen schützt auch Kultur“ formuliert.
Hintergrund der Aktion sei, dass die Demonstranten selbst den Widerspruch zu ihrem Vorgehen sehen sollten, erklärte Geschäftsführer Thomas Münstermann.
Die Theaterleute selbst werden allerdings nicht an der Aktion vor ihrer Haustür am kommenden Montag teilnehmen. „Wir sind eine Institution mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit individuellen Einstellungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen“, sagt Verwaltungsdirektor Uwe Dürigen.
„Die Teilnahme an einer solchen Veranstaltung liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen.“ Das am Theater hängende Transparent bleibt laut Dürigen unabhängig von jeder Aktion auf dem Waisenhausplatz hängen.